Johannes – dem Ende entgegen

Im letzten Teil seines ersten Briefs bewertete er diese Unruhen als Zeichen, dass die Endzeit begonnen habe und dass die menschliche Gesellschaft verändert werden müsse. Sein zweiter und dritter Brief befassen sich auch mit Themen im Zusammenhang mit dem Ende des Zeitalters, ebenso die Offenbarung.

Überzeugt, dass das Ende nahe sein musste, da immer mehr falsche Lehrer auftraten und einige der Gläubigen sich diesen verführerischen Ideen zugewandt hatten, sprach Johannes eine Warnung und Erinnerung an die Wahrheit aus:  „Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist“ (1. Johannes 2, 18).

Verwirrung über die Lehren ist ein Zeichen der Endzeiten. Im Allgemeinen hören sich falsche Lehrer nicht an wie Verführer. Johannes sagte, das abschließende herausragende Beispiel eines falschen Lehrers – in der Bibel auch Antichrist oder „anti-Christ“ genannt – würde noch kommen. Da dieses Ereignis immer noch in der Zukunft liegt und Falschheit in diesem System der Welt wie eine Pandemie um sich greift, werden sich Antichristen (Mehrzahl), Vorläufer dieses ultimativen Irrlehrers, in der Zwischenzeit vermehren. Manchmal treten sie sogar einige Zeit innerhalb der Kirche auf: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind“ (Vers 19). Solche Leute werden kommen und gehen, während die Kirche voranschreitet.

Was ist die Absicht eines Antichristen? Ganz sicher, Menschen durch Verführung von Christus zu entfernen. Um jeder Versuchung, dem nachzugeben, vorzubeugen, ermutigt Johannes seine Leser durch die Erinnerung an ihre Berufung und die geistlichen Vorteile, die sie dadurch erlangt hatten. Als Erstes hatte der heilige Geist ihre Sinne für die Wahrheit geöffnet. Er verweist gleichsam darauf, dass jeder, der als Lehrer auftritt und Jesus als den Christus (Messias) ablehnt, auch den Vater ablehnt und dadurch keinesfalls auf ihrer geistlichen Wellenlänge sei (Vers 20-23).

Bei solchen Angriffen ist es wichtig, sich auf grundlegende Lehren zu besinnen: „Was ihr gehört habt von Anfang an, das bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet ihr auch im Sohn und im Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben.“ Johannes fährt fort und erklärt, dass der heilige Geist ein Schutz ist gegen das Falsche und den eigenen Sinn darauf aufmerksam macht. Und so soll der Gläubige in Christus „bleiben“, das heißt, weiterhin durch ihn leben und bei seinem Meister bleiben (Vers 24-27).

In dieser Beziehung zu bleiben, würde die Zuversicht auf Christi Rückkehr stärken: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt. Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt ihr auch, dass, wer recht tut [gewohnheitsmäßig richtig lebt], der ist von ihm geboren“ (Vers 28-29). Das Leben nach dem rechten Weg separiert den wahren Nachfolger vom Gnostiker, der an das Falsche glaubt und der dadurch gewohnheitsmäßig den falschen Weg geht. 

WESSEN KINDER?

Die Wahrheit ist, dass Gott tatsächlich Gläubige speziell beruft und ihnen richtiges Wissen zugänglich macht. Dies ist allerdings auch einer der Gründe, warum die Gläubigen in der Welt meist unbemerkt bleiben. Das Fehlen der Verbindung zu Gott und seinem Weg bedeutet, dass jene, die diesem Weg nicht folgen, auch nicht erkennen, wenn dies andere tun (1. Johannes 3, 1).

Die zukünftige ewige Beschaffenheit der Kinder Gottes ist im Detail noch unbekannt. Johannes zeigt aber auf, dass sie dem auferstandenen Christus bei seiner Rückkehr gleich sein werden: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Dieses Wissen sollte die Gläubigen dazu ermutigen, im Leben nach ständiger Verbesserung zu streben (Vers 2-3).

Johannes vergleicht dies mit den Aktivitäten eines Menschen, der den Weg Gottes ablehnt. Er lebt außerhalb des göttlichen Gesetzes des Lebens und ist dadurch in Gefahr, zum Spielball des Widersachers zu werden, in gewissem Sinn sein Kind zu werden. Sünde wird definiert als Leben außerhalb des Gesetzes, und wie Johannes aufzeigt, ist Christus gestorben, damit Sünde vergeben werden kann: „Jeder, der die Sünde tut, tut auch die Gesetzlosigkeit, und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit. Und ihr wisst, dass er geoffenbart worden ist, damit er die Sünden wegnehme und Sünde ist nicht in ihm“ (Vers 4-5; rev. Elberfelder-Übersetzung). Ein Gläubiger verharrt nicht in einem falschen Lebensweg. Die Wahl, die wir haben, besteht darin, ein Kind Gottes zu sein oder in ständiger Gefahr zu leben, ein Kind des Widersachers, des Teufels, zu werden, dessen Werke Christus vernichten wird: „Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht [verharrt nicht in der Sünde]; wer sündigt [in der Sünde verharrt], der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt. Kinder, lasst euch von niemandem verführen! Wer recht tut, der ist gerecht, wie auch jener gerecht ist. Wer Sünde tut [ein Leben in Sünde führt], der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde; denn Gottes Kinder bleiben in ihm und können nicht sündigen; denn sie sind von Gott geboren“ (Vers 6-9).

Um diese Passage richtig zu verstehen, muss man berücksichtigen, was Johannes in 1. Johannes 1, 8-10, geschrieben hat: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ Kein Mensch kann sagen, dass er ohne Sünde sei, aber es ist ein Unterschied, ob wir im sündigen Leben verharren oder alles tun, um davon loszukommen. Wer ein Kind Gottes ist, kann nicht, schafft es nicht, einfach in der Sünde weiterzuleben.

Johannes erinnert seine Leser an den ursprünglichen rechten Lebensweg, der von Christus gelehrt wurde – inklusive Nächstenliebe. Er sagt: „Daran wird offenbar, welche die Kinder Gottes und welche die Kinder des Teufels sind: Wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen Bruder lieb hat“ (Vers 10).  

BRÜDERLICHE LIEBE

Um mehr über brüderliche Liebe aus Gottes Perspektive zu erklären, führt Johannes seine Leser zurück zum Beginn der menschlichen Zivilisation: „Denn das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang an, dass wir uns untereinander lieben sollen, nicht wie Kain, der von dem Bösen stammte und seinen Bruder umbrachte. Und warum brachte er ihn um? Weil seine Werke böse waren und die seines Bruders gerecht“ (Vers 11-12). 

Eifersucht wegen des rechtschaffenen Lebens seines Bruders und Schuldgefühle aufgrund seines eigenen Versagens machten Kain zum Brudermörder. So ist es immer – das Böse kann Rechtschaffenheit nicht ausstehen. Deshalb heißt es weiter: „Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer nicht liebt, der bleibt im Tod. Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger, und ihr wisst, dass kein Totschläger das ewige Leben bleibend in sich hat“ (Vers 13-15).

Christi Bereitschaft, für andere zu sterben, sollte uns motivieren, zum Besten für andere auch Leiden auf uns zu nehmen – so definiert sich göttliche Liebe: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm? Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“ (Vers 16-18). Johannes betont, dass die praktische Bedeutung von Liebe die Sorge um die Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern ist, statt sie zu hassen. Wie der Apostel Paulus schon Jahre vorher aufgezeigt hatte, bezieht sich dies auf alle Menschen – zuerst auf die Kirche und dann auf alle anderen Menschen (Galater 6, 10).

Denn darin besteht die Liebe zu Gott: dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“

1. Johannes 5, 3; Zürcher Bibel

Nun fasst Johannes das bisher Gesagte zusammen und erläutert, dass uns echte Liebe zu den gläubigen Brüdern und Schwestern auch Zuversicht in Gott vermittelt. Wir müssen uns nicht fürchten, denn Gott vergibt uns bereitwillig und segnet uns dafür, dass wir nach seinen Geboten leben und an Christus glauben (1. Johannes 3, 19-24).   

WEITERE GRUNDLEGENDE LEHREN

Nun bringt Johannes den Geist Gottes ins Spiel – und zwar in Vorbereitung auf sein nächstes Thema: Wie man den Geist Gottes vom Geist des Antichristen unterscheidet, und was der Geist Gottes in Menschen bewirkt.

Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt“ (1. Johannes 4, 1). In Zeiten, wo es Verwirrung im Glauben gibt, ist es wichtig, zu wissen, wie man Wahrheit vom Irrtum unterscheidet. Ein Weg dazu, hier in Bezug auf Christus, besteht darin, festzustellen, ob jemand akzeptiert, dass Jesus von Gott kam und als Mensch gelebt hat: „Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott“ (Vers 2-3a). Wenn jemand abstreitet, dass Jesus wirklich „im Fleisch“ gekommen ist, dann „ist [das] der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt“ (3b).

Johannes betont die Tatsache, dass die Kirche die Wahrheit kennt und dass die Welt nur ihresgleichen annimmt: „Kinder, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist. Sie sind von der Welt; darum reden sie, wie die Welt redet, und die Welt hört sie. Wir sind von Gott, und wer Gott erkennt, der hört uns; wer nicht von Gott ist, der hört uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums“ (Vers 4-6).

Johannes beginnt den nächsten Abschnitt mit dem Gedanken, dass Gott seine Kinder liebt, deshalb sollten auch diese einander lieben. Einen der Gründe, warum Johannes der Apostel der Liebe genannt wird, bildet die Tatsache, dass er so reichlich über das Thema schreibt – obwohl er und sein Bruder ursprünglich „Donnersöhne“ genannt wurden. Wir sehen in seinem Leben einen Beweis dafür, wie der Geist Gottes, wenn man ihn wirken lässt, Menschen verändert und formt. Johannes wurde zum Apostel der Liebe: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott. Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe“ (Vers 7-8).

Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe.“

1. Johannes 4, 8; Luther-Bibel 1984

Gottes Liebe für die Menschheit wird klar dokumentiert durch seine Bereitschaft, seinen Sohn zu senden, der durch das Opfer seines Lebens die Strafe für die Sünden der Menschheit getilgt hat. Wenn Gott solche Liebe gegen uns zeigt, sollten wir nicht in der Lage sein, einander in diesem Leben zu lieben? (s. Vers 9-11).

Johannes stellt klar, dass wir zwar Gott nicht sehen können, aber sein Wesen erkennbar ist in der Liebe, die in seinen Kindern entsteht (s. Vers 12-13). Dies ist ein Nebenprodukt der Wirkung seines Geistes. Johannes führt weiter aus, dass sein Glauben an Christus auch auf seinen Erfahrungen als Augenzeuge basiert: „Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. Wer nun bekennt, dass Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott“ (Vers 14-15).

Johannes schreibt nun weiter zum Thema „Liebe“ in Verbindung mit Gott und dem daraus resultierenden Sinn, der frei von Schuld und Furcht sein kann: „Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt“ (Vers 16-17). Jesus bleibt unerschütterlich in der Liebe des Vaters, und so auch die Gläubigen. Dies sollte ihnen Zuversicht im Leben auf dieser Welt geben. Auf dieser Basis gibt es keinen Grund für Furcht: „[…] die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ Johannes fügt hinzu: „ Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt“ (Vers 18-19).

Nun verweist er auf die Heuchelei, die darin liegt, zu behaupten, man liebe Gott und hasse seinen Nächsten: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe“ (Vers 20-21).

Die Definition der Liebe zu Gott verbindet der Apostel mit dem Glauben an Christus als den Sohn Gottes und dem Halten der Gebote Gottes: „Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Johannes 5, 1-3). Obwohl Johannes als Apostel der Liebe bekannt ist, ist er nicht gegen das Gesetz Gottes – im Gegenteil: Er definiert die Gottesliebe als Halten der Gebote.

Als Nächstes beschreibt er, dass Gottes Kinder in außergewöhnlicher Weise ausgestattet sind, die Belastungen eines Lebens in einer von Gott abgeschnittenen Welt zu überwinden – sie haben Gottes Gebote, Gottes Sohn und Gottes Glauben (Vers 4-5).  

MENSCH, ABER VON GOTT GEBOREN

Johannes greift nun erneut das Thema auf, dass Christus in die Welt gekommen und als Mensch und Sohn Gottes gestorben ist – im Gegensatz zur gnostischen Lehre: „ Dieser ist’s, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut; und der Geist ist’s, der das bezeugt, denn der Geist ist die Wahrheit“ (Vers 6).

Es ist wichtig, hier anzumerken, dass dies keine Diskussion über die Dreieinigkeit ist. Dies war nicht Teil von Johannes’ Denken und eigentlich dem Neuen Testament fremd. Beachten Sie die folgende Übersetzung: „Denn drei sind, die das bezeugen: der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei stimmen überein“ (Vers 7-8). Das bedeutet, dass Jesus, als Mensch und Sohn Gottes, durch den heiligen Geist bestätigt wird und dass insofern Übereinstimmung herrscht. Dies ist geistliches Wissen, und nicht Ausdruck menschlicher Ideen. Johannes erklärt nun im Hinblick auf die gnostischen Lehren: „Wenn wir der Menschen Zeugnis annehmen, so ist Gottes Zeugnis doch größer; denn das ist Gottes Zeugnis, dass er Zeugnis gegeben hat von seinem Sohn. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott gegeben hat von seinem Sohn. Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht“ (Vers 9-12). Ungläubige haben noch nicht den Zugang zum ewigen Leben – erst wenn sie eines Tages zum Glauben finden.

All dies veranschaulicht uns, dass es Gott ist, der dafür Zeugnis ablegt, dass Jesus sein Sohn ist, der für uns gestorben ist und dass der Geist Gottes uns davon überzeugt, wenn wir auf Gott hören und nicht auf Menschen. Unser ewiges Leben hängt davon ab, dass wir anerkennen, dass Jesus sich für uns dem Tod ausgeliefert hat und dass er von Gott auferweckt worden ist.

Abschließend sagt Johannes: „Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes“ (Vers 13). Diese Zusammenfassung seiner Absicht gleicht seiner Aussage im Evangelium: „Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Johannes 20, 31).

Alle, die eine Beziehung zum Vater haben, können ihn in vielen Dingen um Hilfe bitten (s. 1. Johannes 5, 14-15). Der Gläubige erkennt, dass Gott Gebete erhört, auch Gebete für andere Brüder und Schwestern, die aufgrund dessen ihre Sünden bereuen können und Vergebung erlangen: „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so mag er bitten und Gott wird ihm das Leben geben – denen, die nicht sündigen zum Tode“ (Vers 16a). Das heißt nicht, dass Gott alles Sünden vergibt, wie Johannes weiter klarstellt. Es gibt Menschen, die nicht bereuen werden und deshalb auch nicht Vergebung erlangen können. Dieser Umstand ist als „unvergebbare Sünde“ bekannt: „Es gibt aber eine Sünde zum Tode; bei der sage ich nicht, dass jemand bitten soll“ (Vers 16b). Johannes definiert nun Sünde und zeigt gleichzeitig, dass für alle, die bereuen und sich ändern, Vergebung möglich ist: „Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; aber es gibt Sünde nicht zum Tode“ (Vers 17).

Johannes schließt seinen ersten Brief mit drei Aussagen über das, was man wissen muss. Die Gnostiker glauben sich im Besitz geheimer und überlegener Erkenntnisse. Johannes hat gezeigt, dass ihr Wissen wertlos und fehlerhaft ist und stellt fest: „Wir wissen, dass, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen. Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn dafür gegeben hat, dass wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (Vers 18-20).

Abschließend fügt Johannes noch etwas hinzu, was als Schlussgedanke vielleicht etwas seltsam anmutet: „ Kinder, hütet euch vor den Abgöttern!“ (Vers 21). Abgötter oder Götzen sind falsche Götter; Götzendienst ist eine Sünde, die irgendetwas anderes anstelle des wahren Gottes als oberste Priorität setzt. Es ist also die Summe dessen, was die Nachfolger Christi (die Kinder) in ihrem Leben erfüllen müssen.    

DIE WEITEREN BRIEFE

Die zwei verbleibenden kurzen Briefe behandeln einige derselben Themen wie der erste Brief, aber in mehr spezifischer Form. Jeder stammt vom „Ältesten“, den man allgemein als Johannes identifiziert. Im zweiten Brief begegnen wir falschen Lehrern, die sich auf den Weg gemacht haben, eine bestimmte Gemeinde zu besuchen – Johannes warnt davor und gibt Anweisungen, was zu tun sein, wenn sie ankommen. Im dritten Brief befasst er sich mit einem speziellen Vorfall innerhalb der Kirche gegen Ende des ersten Jahrhunderts. Beide Briefe zeigen Verhaltensweisen, die falsche Lehrer den Nachfolgern Jesu nahelegen wollten.

Die Betonung, die Johannes auf Liebe unter den Geschwistern und zu Gottes Geboten legt, durchzieht auch diese beiden Briefe. Indem er die Kirche als Frau (Herrin) umschreibt, sagt er: „Und nun bitte ich dich, Herrin – ich schreibe dir kein neues Gebot, sondern das, was wir gehabt haben von Anfang an –, dass wir uns untereinander lieben. Und das ist die Liebe, dass wir leben nach seinen Geboten; das ist das Gebot, wie ihr’s gehört habt von Anfang an, dass ihr darin lebt“ (2. Johannes 5-6).

Gnostische Antichristen sind überall gegenwärtig und sollten unter Gottes Kindern, die „in Christus leben“, nicht willkommen geheißen werden: „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist. Seht euch vor, dass ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt. [...] Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmt ihn nicht ins Haus und grüßt [= willkommen heißen] ihn auch nicht. Denn wer ihn grüßt, der hat teil an seinen bösen Werken“ (Vers 7-11).

Seht auf euch selbst, damit ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt.“ 

2. Johannes 8; Rev. Elberfelder-Übersetzung

Johannes schließt seinen zweiten Brief in der Hoffnung, bald selbst zu kommen und die Gläubigen persönlich zu sehen.

Der dritte Brief behandelt eine spezielle Schwierigkeit, die in einer von Johannes gegründeten Gemeinde auftrat. In Abwesenheit von Johannes hatte sich ein örtlicher Führer zum Herrscher aufgespielt und die Gläubigen und Besucher drangsaliert. Johannes schreibt denen, die aufrecht geblieben waren, und ermutigt sie zu richtigem Verhalten und richtiger Einschätzung dieses Mannes, der so weit gegangen war, Mitglieder aus der Gemeinde zu verbannen und selbst gegen Johannes aufzutreten (s. Vers 9). Er macht sehr deutlich, was geschehen wird, sobald er persönlich zu ihnen komme: „Darum will ich ihn, wenn ich komme, erinnern an seine Werke, die er tut; denn er macht uns schlecht mit bösen Worten […]“ (Vers 10). Die Gläubigen werden aufgerufen, das Richtige zu tun: „Mein Lieber, folge nicht dem Bösen nach, sondern dem Guten. Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen“ (Vers 11).

Wie bereits früher, schließt er diesen Brief wieder mit der Hoffnung, alle persönlich sehen zu können und nicht nur „mit Tinte und Feder“.   

DER NEUE MENSCH

Am Ende dieser drei Briefe sehen wir einen vollständig anderen Johannes als den, der einmal von Christus „Donnersohn“ genannt worden war. Sein Leben im Dienst Gottes brachte eine offensichtliche Tiefe und geistliches Wachstum zutage. Er wurde zum letzten apostolischen Verfechter des Glaubens, und kurz darauf wurde er inspiriert, auf der Insel Patmos während seiner Gefangenschaft aus Glaubensgründen die Offenbarung niederzuschreiben. Johannes war es, dem die Aufgabe übertragen wurde, die apokalyptischen Visionen niederzuschreiben, die den Abschluss des Neuen Testaments bilden.