Die Stimme des Hirten

Mit der Heilung eines Blinden demonstriert Jesus seinen liebevollen Führungsstil. Er beauftragt weitere 70 Männer, ihm beim Verkünden der Botschaft zu helfen und lehrt seine Jünger richtiges Beten. 

Anlässlich eines seiner Besuche in Jerusalem kritisierten die Pharisäer Jesu Aussage, dass er das Licht der Welt sei. Sie meinten, diese Behauptung sei nicht akzeptabel, da er als Zeuge in eigener Sache spräche. Jesus wies darauf hin, dass er und sein Vater die zwei Zeugen für diese Behauptung sind. Zuvor hatte er schon erklärt, dass jene, die ihm folgten, nicht im Dunkeln, sondern im Licht wandeln würden. Die Pharisäer hingegen, meinte er, würden ihn nicht erkennen, weil sie seinen Vater nicht kannten. Dies waren harte Worte, noch dazu mitten im Tempel gesprochen.

Jesus erklärte seinen Zuhörern dann ein weiteres Mal, dass er bald nicht mehr unter ihnen sein würde und dass sie dorthin, wohin er ginge, nicht kommen könnten. Manche schlossen daraus, er wolle sich selbst töten. Verunsichert durch diese Aussage fragten einige: „... Wer bist du denn?“ (Johannes 8, 25). Andere hingegen glaubten weiter fest an ihn.

Es gab viele, die nicht vollständig von ihm überzeugt waren, aber doch einiges Bemerkenswertes an ihm sahen - zu denen sagte er: „... Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Vers 31-32). Voller Hochmut erwiderten einige der Zuhörer, dass sie bereits frei seien und niemandes Sklaven. Sie sahen sich als etwas Besonderes, da sie ja von Abraham, dem Patriarchen, abstammten. Jesus zeigte auf, dass sie nichtsdestoweniger Sklaven der Sünde seien und er sie davon befreien könne. „Ich weiß wohl, dass ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum. Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt“ (Vers 37-38).

Damit meinte er, dass sie auf den falschen Vater hörten. Der von ihnen verehrte Vater Abraham, fuhr er fort, war ein gerechter Mann und hätte niemals versucht, Jesus zu töten. Sie reagierten darauf mit der indirekten Beleidigung: „Wir sind nicht unehelich geboren.“ Sie unterstellten damit, dass er es sei und sie selbst Gott zum Vater hätten.

Jesus wurde nun ebenfalls direkter und antwortete ihnen, dass sie den Teufel zum Vater hätten, der ein Mörder und Lügner von Anfang an gewesen sei.

Er wiederholte seine Klarstellung: „Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid“ (Vers 47).

Die Diskussion wurde nun zusehends heftiger. Sie bezichtigten ihn nun, einer von den verhassten Samaritern und von Dämonen besessen zu sein. Als er ihnen daraufhin sagte, dass er vor Abraham existiert habe, hoben sie Steine auf und wollten ihn töten - aber er entfernte sich und verließ den Tempelbezirk.

EIN BLINDER SIEHT WIEDER 

Blindheit zeigt sich in verschiedenen Formen. Sie kann physischer Natur oder geistlicher Natur sein, wobei die eine Art viel ernster zu nehmen ist als die andere. Es war eine Demonstration von Gottes Macht, als Jesus einem blinden Mann einen Brei aus Speichel und Erde auf die Augen auflegte und ihn zum Teich Siloah sandte, um sich zu waschen - und er daraufhin wieder sehen konnte.

Blindheit zeigt sich in verschiedenen Formen. Sie kann physischer oder geistlicher Natur sein.

Dieses Wunder rief unter den Nachbarn des Geheilten verschiedene Reaktionen hervor. Einige behaupteten, er sei nicht derselbe Mann, der vorher gebettelt habe, andere bestätigten dies jedoch. Er selbst sagte: „Ich bin es.“ Die Pharisäer wollten wissen, was passiert war und er erzählte es ihnen. Auch die Eltern konnten sich nicht erklären, warum ihr Sohn nun sehen konnte. Das bestätigten sie den Pharisäern, die nicht billigten, dass Jesus den Mann am Sabbat geheilt hatte.

Die ganze geistliche Verblendung und Verbohrtheit der Pharisäer kommt in ihrem Kommentar zu dieser Heilung zum Ausdruck: „... Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält ...“ (Johannes 9, 16).

Als die Pharisäer von den Eltern des Blinden Auskunft verlangten, mussten diese eine Exkommunikation befürchten. Es war ihnen sicherlich bekannt, dass die Pharisäer jeden aus der Synagoge auszuschließen gedroht hatten, der behauptete, dass Jesus der angekündigte Messias sei. So antworteten sie ausweichend: „Warum fragt ihr unseren Sohn nicht selbst? Er ist alt genug und kann für sich selbst sprechen.“

Der geheilte Blinde wurde erneut vor die Pharisäer gerufen. Wiederum sollte er alles erzählen, was ihn ziemlich irritierte. „...Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?“, fragte er (Vers 27). Diese Antwort erregte ihren Zorn. Sie beschuldigten den Mann, dass er nur ein gefügiger Anhänger dieses Jesus und seit seiner Geburt voller Sünde sei - und warfen ihn hinaus.

Als Jesus davon hörte, tröstete er den von den Pharisäern Verstoßenen und offenbarte sich ihm. Der Mann wurde daraufhin zum gläubigen Anhänger.

All das bewog Jesus zu folgender Bemerkung: „... Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden“ (Vers 39).

Es wurde zusehends klarer, dass nur wenige Jesus wirklich verstanden und dass das Verständnis ein Geschenk vom Vater war. Die Pharisäer fragten, ob Jesus sie für blind hielte. Er antwortete: „... Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde“ (Vers 41). Da sie behaupteten, Wissen und Verständnis zu haben, waren sie voll für ihr Tun verantwortlich.

DER HIRTE UND DIE SCHAFE 

Die ganze Angelegenheit in Zusammenhang mit der Heilung des Blinden bewog Jesus, eine weitere Lehre in Form einer Allegorie zu präsentieren. Er sprach über einen Mann, der sich Zugang zu den Schafen verschaffte, indem er über den Zaun kletterte. Jesus bezeichnete ihn als einen Dieb. Der wahre Hirte, so sagte er, kommt durch das Tor - und die Schafe erkennen seine Stimme und folgen ihm. Sie würden keinem Fremden folgen, sondern vor ihm weglaufen.

Die Zuhörer verstanden diese bildliche Sprache nicht, so erklärte er ihnen, dass er das Tor sei und auch der Hirte. Andere Lehrer seien Räuber, Fremde und gedungene Knechte, denen es nicht wirklich um das Wohl der Schafe ginge. Sobald ein Wolf käme, würden sich diese Knechte davonmachen.

Jesus betonte, er sei bereit, sein Leben für seine Schafe zu geben und dass diese seine Stimme erkennen würden. Es gäbe aber auch Schafe, erklärte er, die nicht zur Herde Israels gehörten - Jesus bezog sich hier auf die heidnischen Völker, die in einigen Jahren seine Nachfolger werden würden. Er fügte hinzu, dass er sich freiwillig für seine Schafe opfern würde und dass sein Vater ihm dies erlaubt habe.

Nicht allen seinen jüdischen Zuhörern gefiel es, was er lehrte. Sie waren verärgert. „...Er hat einen bösen Geist und ist von Sinnen; was hört ihr ihm zu?“, riefen sie (Johannes 10, 20).

Wie gewöhnlich waren nicht alle dieser Meinung. Sie sagten im Gegenteil: „... Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann denn ein böser Geist die Augen der Blinden auftun?“ (Vers 21).

Jesus erzeugte oft sehr gegensätzliche Reaktionen bei den Menschen. Seine Lehren spalteten die Zuhörerschaft.

Jesus erzeugte oft sehr gegensätzliche Reaktionen bei den Menschen. Seine Lehren spalteten die Zuhörerschaft.

GESEGNET MIT VERSTÄNDNIS 

Auf seinen Reisen sandte Jesus Leute voraus, um seine Ankunft in den Städten und Dörfern vorzubereiten. Dies hatte er zuvor in Galiläa mit seinen zwölf Jüngern getan; nun sandte er weitere siebzig nach Judäa und ins heutige Jordanien.

Die Männer sollten zu zweit gehen, Kranke heilen und über das Reich Gottes lehren. Sie sollten nirgends bleiben, wo sie nicht willkommen waren; lieber sollten sie den Staub von ihren Füßen abschütteln und weiterziehen.

Während er ihnen dies auftrug, erinnerte er sich an die Städte Galiläas, die ihn zurückgewiesen hatten. Die Fischerstadt Kapernaum, wo er so viele Wunder getan hatte; Chorazin, die Stadt des schwarzen Basalts an den Hügeln über dem See Genezareth und die Stadt am Ufer des Sees, Bethsaida. Jesus sagte, dass es am Tage des Gerichts den heidnischen Städten Tyrus und Sidon besser ergehen würde als diesen Städten in seiner Heimat.

Als die Siebzig zurückkehrten, waren sie voller Freude, dass ihnen sogar die Dämonen gehorcht hatten. Jesus meinte, sie sollten sich lieber darüber freuen, dass sie einen Platz im kommenden Reich Gottes haben würden.

Die Tatsache, dass der Vater diese Männer mit geistlichem Verständnis gesegnet hatte, war für Jesus eine große Befriedigung. Er drückte dies mit den Worten aus: „... Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater, so hat es dir wohlgefallen“ (Lukas 10, 21).

Jesus war über ihr Verständnis so sehr erfreut, dass er im privaten Kreis zu ihnen sprach: „... Selig sind die Augen, die sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben's nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben's nicht gehört“ (Vers 23-24).

ZWEI GROSSE LEKTIONEN 

Auf die Frage eines Schriftgelehrten: „... Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?“, entgegnete Jesus: „...Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?“ (Vers 25-26).

Der Schriftgelehrte antwortete: „,...Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst‘.“ Damit war Jesus einverstanden und bekräftigte, dass dies zum Leben führen würde. Der Schriftgelehrte war jedoch noch nicht zufrieden. „Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?“ (Vers 27-29).

Bei dieser Gelegenheit erzählte Jesus die Geschichte von dem barmherzigen Samariter, der sich eines am Straßenrand liegenden ausgeraubten und verwundeten Mannes angenommen hatte. Der schockierende Aspekt an diesem Vorfall war, dass bereits zwei andere Männer vorbeigegangen waren, beides Juden und Teil der religiösen Hierarchie. Die Juden betrachteten die Samariter als Mischvolk, religiös und gemäß ihrer Abstammung. Der hilfsbereite Samariter galt den Schriftgelehrten als unrein. Die Samariter ihrerseits betrachteten die Juden als Feinde. Was Jesus mit der Geschichte zum Ausdruck brachte, war, dass auch ein Feind ein Nächster ist, wenn er Hilfe braucht. Die Botschaft war klar: Sei wie der Samariter, der Gnade zeigte und ein guter Nächster war, dann wirst du das Richtige tun.

Ihre Reise führte Jesus und die Jünger nach Bethanien, das nahe bei Jerusalem liegt. Dort wurden sie von zwei Schwestern, Maria und Marta, willkommen geheißen. Maria wollte Jesus zuhören, aber Marta war vollauf beschäftigt mit Vorbereitungen für die Gäste. Marta beschwerte sich bei Jesus, dass ihre Schwester ihr nicht zur Hand gehe. Er erläuterte, dass es Zeiten gibt, wo man alle physischen Ablenkungen beiseite legen sollte, um sich auf geistlich Wichtiges zu konzentrieren. Das war es, was Maria getan hätte (Vers 38-42).

WIE MAN BETET 

Wie sollten wir uns im Gebet an Gott wenden? Gibt es eine bestimmte Formel? Hört Gott nur, wenn man dieser Formel folgt? Hört er wirklich zu?

Wie sollten wir uns an Gott wenden? Gibt es eine bestimmte Formel? Hört Gott nur, wenn man dieser Formel folgt? 

Was und wie man beten sollte, ist für viele sehr unklar. Johannes der Täufer hatte seine Jünger beten gelehrt. Nun baten die Jünger Jesus, dasselbe für sie zu tun.

Seine Antwort auf diesen Wunsch wurde leider weitgehend falsch interpretiert.

Das so genannte „Vaterunser“ wurde vielerorts zu einem vorgefertigten Gebet, das man unablässig wiederholt, obwohl es eigentlich nur ein Schema für Gebete ist. Sehen wir uns Jesu Anweisungen an.

Man sollte beginnen im Sinne von: „... Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt“ (Matthäus 6, 9). Gott sollte also als unser Vater angesprochen werden. Er ist tatsächlich unser liebender Vater. Leider haben viele Menschen eine solche Beziehung zu ihren leiblichen Vätern nicht erlebt - eine Erfahrung, die sich manchmal lebenslang negativ auswirkt. Dies zeigt auch, welch wichtigen Einfluss ein Vater auf die Beziehung seiner Kinder zu Gott haben kann. Natürlich kann Gott, wenn man ihn um Hilfe bittet,    diese erlebten Mängel ausgleichen.

Der erste Abschnitt in Jesu Gebetskonzept zeigt uns des Weiteren, dass Gottes Name heilig ist. Was bedeutet das? Sein Name ist heilig, weil Gott heilig ist. Heiligkeit ist ein für viele mysteriöser Begriff. Es ist der Zustand, für einen bestimmten Zweck, einen göttlichen Zweck, ausgesondert bzw. abgesondert zu sein. Gott ist von uns abgesondert, weil er ein außergewöhnliches Wesen ist; er ist beides, Schöpfer und liebender Vater der Menschheit, ein Wesen, das immer existiert hat. Er hat uns für einen Zweck geschaffen und möchte, dass wir diesen Zweck erfüllen. Deshalb sollen wir ihm mit Respekt und Verehrung begegnen.

Als nächsten Schritt sollen wir in freudiger Erwartung unserem Glauben Ausdruck verleihen, dass Gott ein Reich hat und dass dieses Reich auf Erden errichtet werden soll, indem wir folgendermaßen beten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“ (Vers 10).

Wir erbitten nicht nur die Errichtung von Gottes Reich hier auf Erden, sondern auch, dass sein Wille auf Erden geschehen sollte, so wie er jetzt im Himmel, wo er wohnt, ausgeführt wird. Damit wird auch gesagt, dass in dieser gegenwärtigen Welt Gottes Wege im Allgemeinen nicht praktiziert werden.

Die Passage „wie im Himmel, so auf Erden“ bezieht sich eigentlich auf alle drei Aspekte: „Dein Name werde geheiligt“, „Dein Reich komme“ und „Dein Wille geschehe“. Das zukünftige Reich Gottes, in dem der Name Gottes respektiert und sein Wille akzeptiert und befolgt wird, wird hier auf Erden sein und nicht im Himmel. Dafür sollten wir, wie Jesus uns anleitet, beten.

In der heutigen Welt fragt man oft, wo Gott ist, wenn tragische Ereignisse hereinbrechen. Wir machen Gott verantwortlich für das, was passiert ist, oder quälen uns mit der Frage, warum er das Unglück nicht verhindert hat.

Nicht Gott hat sich von uns abgewandt, sondern die meisten Menschen haben sich entschlossen, ihren eigenen Willen statt Gottes Willen zu suchen; deshalb mischt sich Gott nicht in die tagtäglichen Angelegenheiten dieser Welt ein. In diesem Sinne ist es in dieser Zeit nicht seine Welt, er ist nicht für die verkehrten Vorgänge verantwortlich zu machen. Es wird jedoch eine Zeit kommen, wenn diese Welt wieder seine Welt sein wird - und die Ergebnisse werden dies widerspiegeln.

Im folgenden Vers lesen wir, dass wir Gott um die Erfüllung unserer täglichen Bedürfnisse bitten sollen: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Vers 11).

Indem wir dies bitten, erkennen wir an, wo die Quelle unseres Wohlergehens ist. Obwohl sich Gott im Allgemeinen zu dieser Zeit aus den Angelegenheiten der Menschheit heraushält, hat er doch die Kontrolle über die physische Welt, die er geschaffen hat. Diese menschliche Gesellschaft fußt nicht auf Gottes Wegen; und doch versorgt Gott die Bedürfnisse seiner Kinder, die ihr Leben nach seinen Wegen ausrichten und seine Hilfe erbitten.

Als Nächstes, sagte Jesus, sollten wir beten: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ (Vers 12).

Wir müssen erkennen, dass wir sündigen und regelmäßig um Gottes Vergebung bitten, da wir darin versagt haben, ein Leben nach Gottes Standard zu leben.

Was ist Sünde? Sünde ist heute ein altmodisches Wort. Der Sünder ist in der heutigen Welt, in der das menschliche Verhalten vor allem durch psychologische Erklärungen gerechtfertigt wird, zum Patienten erklärt worden. Menschen sündigen nicht mehr, sie sind Opfer ihrer Vergangenheit. Dass eine Person schlechte Erfahrungen in der Kindheit gemacht habe und deshalb für ihre Taten nicht voll verantwortlich gemacht werden könne, gilt als gängige Entschuldigung. Jesus war nicht dieser Meinung. Er lehrte, dass wir sündigen und dass wir dies erkennen und bereuen müssen - das heißt: umkehren -, dann werden wir von der durch die Sünde verursachten Schuld befreit.

In diesem Zusammenhang betont Jesus auch die Notwendigkeit, anderen zu vergeben und nicht Groll oder Hass gegen sie zu hegen.

Das Gebetskonzept endet mit der Aufforderung, um Schutz vor den Angriffen Satans zu beten. Jesus kannte den Erzfeind, das mächtige Wesen, das sich der Zerstörung der Menschheit verschrieben hat; deshalb forderte er seine Jünger auf, zu beten: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“ (Vers 13).

Wie die Bibel zeigt, ist es nicht Gott, der uns versucht oder Böses über uns bringt. Dieser Teil des Gebets soll uns jedoch zeigen, dass wir Schutz brauchen vor Satans destruktiven Absichten gegen uns.

NICHT AUFHÖREN ANZUKLOPFEN 

Den Instruktionen über den Inhalt von Gebeten folgte eine Belehrung Jesu über die Wichtigkeit von Beharrlichkeit im Gebet. Gott wird antworten, aber nicht immer nach unserem Zeitplan. Die menschliche Tendenz ist, aufzugeben, wenn die Antwort auf Gebete nicht schnell genug kommt oder nicht so ausfällt, wie wir sie erwartet haben. Es wird von uns erwartet, im Gebet Beharrlichkeit und Einsatz zu zeigen.

Die menschliche Tendenz ist eher, aufzugeben, wenn die Antwort auf Gebete nicht schnell genug kommt oder nicht so ausfällt, wie wir sie erwartet haben.

Jesus erzählte die Geschichte von einem Mann, der um Mitternacht von seinem Freund aufgeweckt worden war, der ihn um Brot für einen unerwarteten Besucher bat. Zuerst hatte der schlaftrunkene Mann keine Lust, aufzustehen und zu helfen. Als aber sein Freund nicht aufhörte zu bitten, stand er auf und gab ihm, was er brauchte. Beharrlichkeit führt also zum Ziel.

Im weiteren Verlauf zeigt Jesus, dass Gott bereit ist, unsere innersten Bedürfnisse zu erfüllen. Er sagte: „... Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“ (Lukas 11, 9-10).

Der Vater ist gewillt, denjenigen seinen heiligen Geist zu geben, die ihn ernsthaft und mit einem reuevollen Herzen darum bitten. Es gibt kein größeres Geschenk. Es ist ein Versprechen, den Menschen Gottes Denkweise zugänglich zu machen. Es ist auch das Versprechen ewigen Lebens.

Wir Menschen wissen, wie wir unseren Kindern Gutes zukommen lassen können. Gott, unser Vater, ist fähig, seinen Kindern Gaben von unermesslichem Wert zu geben, wenn sie ihn in Aufrichtigkeit und Wahrheit darum bitten.