Der Boden der Erde

Wissen wir genug über eine unserer grundlegendsten natürlichen Ressourcen – den Erdboden, der alles Leben ernährt –, und wissen wir sie zu würdigen?

Deborah Koons Garcia ist eine Filmemacherin, deren Produktionen von Spielfilmen über Lehrfilme bis zu Dokumentationen reichen; mit Letzteren hat sie sich in den vergangenen zehn Jahren hauptsächlich beschäftigt. Die Herstellung ihres Dokumentarfilms Symphony of the Soil von 2012 nahm insgesamt fünf Jahre in Anspruch. Er untersucht die wunderbare Natur des Erdreichs und auch unsere Beziehung zu ihm: „Der Erdboden ist ein komplexer, lebender Organismus, die Grundlage des Lebens auf der Erde. Doch die meisten Menschen sind blind für ihn und ,behandeln ihn wie Dreck‘.“

In diesem Interview mit Vision-Herausgeber David Hulme spricht die Autorin, Produzentin und Regisseurin des Films über Boden als grundlegende natürliche Ressource, die besser verstanden werden muss, um gebührend geschätzt und geschützt zu werden.

 

DH Sie haben Ihren Dokumentarfilm Symphony of the Soil gemacht, weil Sie es als schwerwiegendes Problem ansehen, wie die Öffentlichkeit diese lebenswichtige Ressource wahrnimmt. Würden Sie etwas mehr darüber erzählen?

DKG Nun, der Boden der Erde ist wichtig, aber die meisten Menschen sind blind dafür. Sie sehen ihn nicht, und sie begreifen nicht, wie wichtig unsere Beziehung zu ihm ist; und weil sie ihn nicht sehen und nicht verstehen, ist unsere Beziehung zu ihm überwiegend von Missbrauch und Ausbeutung geprägt.

Wenn man jedoch etwas über ihn lernt und ihn versteht, begreift man, dass der Boden tatsächlich ein Organismus ist. Mit dem Wissen, das ich jetzt habe, könnte ich nicht einfach einen Brocken aufheben und sagen: „Das ist Boden.“ Das wäre, wie wenn man einen Tropfen aus dem Meer nimmt und sagt: „Das ist das Meer.“ Er ist so komplex. Der Erdboden ist wirklich der Motor des Lebens auf unserem Planeten. Aber mit der Art, wie wir Landwirtschaft betreiben und wie wir leben, nehmen wir nur. Wir nehmen und nehmen und geben nichts zurück; das geht bis zu dem Punkt, an dem der Boden selbst nicht überleben kann. Er wird umkippen, und wir werden uns den Kopf darüber zerbrechen müssen, wie wir uns ernähren sollen – unter anderem.

DH Was hoffen Sie, mit diesem Projekt zu erreichen?

DKG Nun, ich hätte gern, dass die Leute bewusster werden und dazu angeregt werden, mit dem Boden ein bisschen besser umzugehen – ob sie sich für eine Ernährung entscheiden, durch die Landwirte, die tatsächlich gut mit ihrem Boden umgehen, leben können, ob sie auf Pestizide in ihrem Garten verzichten oder einfach die Natur wertschätzen – wie komplex sie ist, oder wie lange es dauert, bis ein Wald gewachsen ist. Wenn diese Wertschätzung da ist, wollen wir die Natur schützen, mit ihr verbunden sein. Wir leben in einer digitalen Welt, ohne wirkliche Verbindung mit der Natur. Wir gehen nicht einmal aus dem Haus. Alles kommt über den Bildschirm, und wir verlieren die Fähigkeit, mit der Natur verbunden zu sein. Man sieht sie, aber sie bedeutet nichts, weil man sich in einer anderen Wirklichkeit befindet. Man fühlt nicht „Ich gehöre dazu“ oder „Ist das nicht wunderbar? Ist das nicht zum Staunen?“. Deshalb wollte ich den Leuten Wissen über den Erdboden vermitteln (in dem Film kommen zahlreiche führende Bodenkundler zur Sprache), aber ich wollte ihnen auch ermöglichen, dass sie ihn verstehen und deshalb wertschätzen.

Wir leben in einer digitalen Welt, ohne wirkliche Verbindung mit der Natur. Wir gehen nicht einmal aus dem Haus. Alles kommt über den Bildschirm, und wir verlieren die Fähigkeit, mit der Natur verbunden zu sein. Man sieht sie, aber sie bedeutet nichts, weil man sich in einer anderen Wirklichkeit befindet.“

Deborah Koons Garcia

DH Sie sagen, der Boden ist nicht nur die Scholle für die Landwirtschaft. Was wollen Sie den Leuten damit kommunizieren?

DKG Als ich mich entschloss, einen Film über Boden zu machen, wusste ich zunächst eigentlich nichts darüber. Dann habe ich mir etliche Lehrbücher über Bodenkunde gekauft und mich mit Bodenkundlern angefreundet. Einer von ihnen, einer der weltweit führenden Bodenkundler, sagte: „Ich empfinde Boden nicht als Medium für Landwirtschaft.“ Als ich mehr lernte, wurde mir klar: Wenn man Boden primär als Produktionsfaktor der Landwirtschaft sieht, fragt man sich: Was können wir rausholen? Was ist für mich drin? Die Beziehung wird einseitig, aber wir müssen daran denken, etwas zurückzugeben.

Dann liest man über all die Schäden, die dem Boden durch die Landwirtschaft zugefügt wurden. Wendell Berry hat geschrieben, dass der Pflug auf diesem Planeten mehr Schaden angerichtet hat als das Schwert. Wir müssen einen viel leichteren Fußabdruck hinterlassen, wenn wir darüber nachdenken, wie wir Nahrungsmittel anbauen.

Ich denke aber auch an die Vorstellung, einzigartige Flächen zu erhalten, zum Beispiel eine schöne Wiese nicht zu nehmen und umzupflügen und zu etwas anderem zu machen, als sie ursprünglich war. Wenn man eine biologisch unglaublich vielfältige Fläche nimmt und zu einer Monokultur macht, muss man synthetische Hilfsstoffe und Managementtechniken einsetzen, damit dies funktioniert. Natur ist keine Monokultur. Aber viele sehen Boden nicht als Teil der Natur. Sie denken, er ist dazu da, Samen hineinzuwerfen und etwas aus ihm herauszuholen. Deshalb habe ich versucht, das zu ändern, indem ich die Komplexität von Boden zeige.

Natur ist keine Monokultur. Aber viele sehen Boden nicht als Teil der Natur. Sie denken, er ist dazu da, Samen hineinzuwerfen und etwas aus ihm herauszuholen.“

Deborah Koons Garcia

DH Das erinnert mich an Gespräche, die ich mit Pionieren des Umweltschutzes geführt habe. Vor einigen Jahren habe ich den Agronomen Dean Freudenberger interviewt. Er warf einen Stein auf den Tisch und fragte: „Wissen Sie, was das ist?“ Ich sagte: „Das ist ein Stein.“ Er erwiderte: „Nein, das ist ein Stück Boden aus Westafrika. Das passiert nach fünf Jahren, wenn man auf gerodetem Dschungelboden Baumwolle anbaut. Und man kann nicht wieder Erde daraus machen. Es ist wie Beton.“ Agrarprodukte zur Gewinnmaximierung anzupflanzen war die Vorstellung des entwickelten Westens von Hilfe für Afrika. Aber am Ende haben wir nicht geholfen, weil wir nicht auf die Erneuerung des Bodens geachtet haben. Auch in den USA verlieren wir mit unseren industrialisierten Landmanagementmethoden jährlich ein Prozent Mutterboden. Das klingt nicht nach viel, aber in hundert Jahren ist es alles. Dann ist alles weg.

DKG Ja! Manche sagen sogar, dass wir in 30 Jahren keinen Mutterboden mehr haben werden. Durch den Klimawandel gibt es mehr Dürren und mehr Überschwemmungen, und das verstärkt auch die Erosion. Mollisole sind die fantastischsten Böden der ganzen Welt, und schauen Sie, was wir da anpflanzen. 40 Prozent davon sind für Autos. Wir füttern Autos und Kühe. Aber wir verwenden zu viel Stickstoffdünger, und Stickstoffdünger und Pestizide trocknen den Boden aus, machen ihn tatsächlich zu hart für die Wurzeln. Wenn man außerdem bewässert, bleiben die Wurzeln an der Oberfläche, sie wachsen nicht in den Boden hinein und halten ihn fest. Der Boden ist also trocken, wir haben eine Monokultur, und wenn keine Bodendecker angepflanzt werden, verlaufen Überschwemmungen oft katastrophal. Wenn man alle Pflanzen hätte, die auf einer natürlichen Grasebene sein sollten, gäbe es keine Überschwemmungen; das Wasser würde versickern. Mit der Dürre ist es dasselbe. Wenn wir wirklich guten Boden mit organischen Stoffen darin hätten, dann würde er Regenwasser speichern, sodass die Pflanzen länger überleben könnten, wenn der Regen einmal ausbleibt. Doch solange wir immer mehr extreme Klimaereignisse haben, wird auch der beste Boden der Welt nicht gedeihen.

DH Robert Rodale war bekannt für seinen Einsatz für organischen Acker- und Gartenbau. Als wir sein Forschungszentrum in Pennsylvania verließen, sagte er: „Sie werden hier in unserem Versuchsgarten eine bestimmte Atmosphäre bemerkt haben. Fahren Sie doch mal die Landstraße hinunter und über den Hügel da und vergleichen Sie, wie es sich dort anfühlt. Sie werden feststellen, dass die Atmosphäre anders ist. Es ist Monokultur – Kornfelder, so weit das Auge reicht.“ Und so war es auch. Was die beiden Orte ausstrahlten, hätte nicht unterschiedlicher sein können.

DKG Ja, ich denke an die Natur oder ein gesundes Ökosystem oder eine richtig gesunde Landwirtschaft. Das ist Leben. Wenn man ein Feld aberntet, ein Kraut herauszieht und es zu Boden wirft oder aber ein Blatt herabfällt, dann bleiben sie Bestandteil des Systems, geben Nährstoffe ab, die andere Pflanzen wieder aufnehmen. Das wären viele Lebenszyklen zur gleichen Zeit – alle Arten von Lebewesen, von Mikroorganismen bis hin zu Füchsen. In dem anderen System dagegen – einer toten Landwirtschaft – geschieht nichts davon. Aus diesen Gründen stellen Landwirte auf organisch um. Einer sagte, der Grund für diese Entscheidung war, dass er immer wieder tote Tiere auf seinen Feldern sah und ihm das naheging. Er fragte sich immer wieder, warum es dazu kam. Und er begriff: Es lag daran, dass er alles abtötete. So stellte er um auf organisch und fühlte sich wieder als Bestandteil eines Systems, der Natur.

DH Der Förster Aldo Leopold machte einmal eine interessante Aussage über Gemeinschaft: „Wir missbrauchen das Land, weil wir es als Rohstoff sehen, der uns gehört. Wenn wir Land als Gemeinschaft sehen, zu der wir gehören, können wir beginnen, es mit Liebe und Respekt zu nutzen.“ Manche Menschen gelangen zu ethischen Betrachtungen, wenn sie über Land und Natur sprechen. Was glauben Sie, warum ist das so?

DKG Nun, Boden auszubeuten und unsere Macht über ihn zu missbrauchen ist grundsätzlich nichts Gutes. Bodenkundler sprechen von einer Bodenlebensgemeinschaft, von Mikroorganismen über kleine Insekten, Wühlmäuse, Hirsche, Elche bis hin zu Büffeln – wir alle werden Teil der Bodenlebensgemeinschaft; wenn wir sterben, geben wir dieser Lebensgemeinschaft etwas zurück durch all die Nährstoffe, die wir in den Boden abgeben, sodass andere Mitglieder der Gemeinschaft sich von uns ernähren können. Aber das haben wir wirklich verloren, denn die meisten Landwirtschaftssysteme heute sind „entweder meine Art oder gar nicht“ – wie Roundup, das beliebteste Pestizid der Welt, dabei ist es nicht einmal richtig erforscht. Roundup „killt alles, was grün ist“. Und Roundup-ready-Feldfrüchte wie Mais oder Soja sind gentechnisch so verändert, dass man sie nicht vergiften kann; alles andere geht ein, sie aber nicht.

Wie viel müssen wir töten, um zu leben? Es ist eine Sache, wenn man ein Jäger ist und sehr sorgsam; man nimmt nicht so viel weg, dass man das System, aus dem es kommt, zerstört. Wenn man aber einfach das ganze System tötet und nicht einmal einen kleinen Teil davon nutzt, dann ist das ein moralisches Problem; denn wir kappen unsere Verbindung mit diesem Gewebe des Lebens, dieser Bodenlebensgemeinschaft. Das hat auch spirituell gesehen zwei Seiten. Die Bibel sagt, dass wir Verwalter des Erdbodens sind. Wir sorgen für ihn, weil er etwas Kostbares ist, das Gott geschaffen hat, und wir wollen für ihn sorgen. Die andere Sicht ist, dass wir hier der Gott sind und dass wir tun können, was uns beliebt, weil wir gottgleich sind. Das ist ein moralisches Dilemma. Welche Sicht wählt man?

Als ich Symphony of the Soil gemacht habe, habe ich zunächst analysiert, was Fotosynthese ist. Fotosynthese ist ein Wunder! Erstaunlich, dass sie existiert, doch ohne sie wären wir nicht einmal hier. Wissenschaftlern ist bekannt, dass diese Dinge geschehen; es ist bekannt, wie sie geschehen, aber niemand weiß wirklich, warum die Fotosynthese plötzlich da war und warum sie funktionierte. Und dann haben wir diesen fantastischen Planeten, wo alles einfach losging, sobald das geschah.

Es gibt also moralische Fragen, aber eine größere Frage lautet: Wie viel können wir zerstören und trotzdem überleben? Unser Überleben hängt davon ab, dass wir in einem größeren Rahmen verstehen, wie wir mit alledem umgehen, denn wenn wir so weitermachen, wird nicht jeder zu essen haben.

Unser Überleben hängt davon ab, dass wir in einem größeren Rahmen verstehen, wie wir mit alledem umgehen, denn wenn wir so weitermachen, wird nicht jeder zu essen haben.“

Deborah Koons Garcia

DH In China wurde von 2005 bis 2013 eine Untersuchung der Böden in der Nähe industrialisierter Gebiete durchgeführt, und sie ergab, dass 16 Prozent der Böden und 20 Prozent der Anbauflächen in China geschädigt sind.

DKG China ist ein interessanter Fall. Ich war 1988 zum ersten Mal in China und wurde dann vor ein paar Jahren eingeladen, wiederzukommen und meine Arbeit zu zeigen. Bei der Gelegenheit konnte ich mit einem führenden Wissenschaftler sprechen, der die Regierung berät. Er sagte mir, dass nur etwa zwölf Prozent des chinesischen Bodens wirklich gut sind und dass Wasser dort knapp ist. Bei uns in Amerika sind 42 Prozent der Böden Mollisole und Alfisole, die besten Böden, und wir haben reichlich Wasser. Weil Chinas natürliche Ressourcen begrenzter sind, mussten die Chinesen als Volk zusammenarbeiten, um die richtige Nutzung herauszufinden. Deshalb ist es eine stärker kollektivistische Kultur, und das ist sinnvoll. In Amerika haben wir so viele Ressourcen, dass wir Dinge einfach aufbrauchen und dann weiterziehen können. Ich denke, das Problem mit uns Amerikanern ist, dass wir Grenzen nicht mögen. Wenn uns also jemand sagt „Das dürft ihr nicht mehr tun“ – auch wenn es gut für uns wäre, das nicht zu tun –, dann finden wir, dass uns jemand Grenzen setzt, und es ist unamerikanisch, Grenzen zu akzeptieren. Aber wir haben Grenzen. Die andere Seite ist, dass wir Herausforderungen mögen. Dementsprechend sagen wir nicht, wir müssen etwas begrenzen, sondern wenn jemand sagt, wir stehen einer Herausforderung gegenüber und ich glaube nicht, dass ihr diese bewältigen werdet, dann erwidern wir: „Oh doch, yes, we can!“

Aber im Fall von China ist es so, dass die Chinesen verstehen, dass sie auf eine Katastrophe zusteuern, wenn sie nichts ändern. In manchen ihrer Städte kann man tagsüber nicht einmal vor die Tür gehen, so stark ist die Luftverschmutzung.

Ich wäre nicht überrascht, wenn sie in zehn Jahren die Wende vollzogen hätten und siedie Leute mit der Sonnenenergie sind und nicht wir. Sie sind auf diesem Gebiet die eigentlichen Pioniere. Sie kommen hier herüber, gehen auf unsere Hochschulen und lernen von uns. Danach gehen sie nach Hause zurück und machen es dort besser.

DH Wir neigen zu der Annahme, von dem Verlust an Mutterboden sei nur der Mittlere Westen der USA betroffen. Aber tatsächlich geht Mutterboden in aller Welt verloren – so schnell, dass er nicht nachwachsen kann.

DKG Richtig, und das Problem ist, dass der meiste Mutterboden nicht einmal einen halben Meter tief ist. Es gibt mehrere Schichten; der Mutterboden ist die wirklich fruchtbare Schicht, nach unten hin wird der Boden immer weniger fruchtbar, bis man zum Grund kommt, der aus Felsen bestehen kann. Man kann Boden mit organischem Material wieder aufbauen, aber dazu muss man das organische Material besitzen. In manchen Regionen wie Afrika gibt es jedoch kein organisches Material mehr. Es ist alles verbraucht und überweidet und weggeblasen worden. Die Wissenschaftler, die ich kenne, sind nicht begeistert von Kunstdünger und seinen Wirkungen, aber sie sagen, Afrika sei eine Region, in der Kunstdünger gebraucht wird, weil im Boden nichts mehr ist. Deshalb muss man Kunstdünger ausbringen, damit etwas wachsen kann, und dann pflügt man das wieder unter. In mehreren Jahren kann man Boden aufbauen, aber man muss etwas finden, das man dort hineintut; man kann ihn nicht einfach bepflanzen, weil die Pflanzen so nicht wachsen können.

Eine Menge Mutterboden ist durch Pestizide verseucht. Hinzu kommt, dass zum Beispiel in Kalifornien mittlerweile aufgrund von Versalzung riesige Flächen für die Landwirtschaft ausfallen. Wenn man Boden einer bestimmten Art bewässert, lösen sich unten Salze und steigen nach oben. Das liegt nicht daran, dass man etwas Schädliches hineintut, aber er wird so salzig, dass man darauf nichts mehr anbauen kann. Das zu verbessern ist sehr, sehr teuer.

DH Sind Sie insgesamt optimistisch, dass diese Probleme gelöst werden können?

DKG Ich bin optimistisch, weil es in den letzten zehn Jahren eine Menge großartiger Entwicklungen gegeben hat. Neben den Dingen, die öffentliche Aufmerksamkeit erhalten, bestellen Menschen ihre privaten Gärten, auch Dachgärten; viele junge Leute und Senioren organisieren überall in den Städten Bauernmärkte. Was die Leute tun, bringt sie in Einklang mit dem instinktiven Wunsch, sich zu ernähren und mit der Erde verbunden zu sein, und dieser Befriedigung, etwas selbst zu ziehen und unabhängig zu sein.

Nicht optimistisch bin ich in Bezug auf das, was die Regierung tut, und nicht optimistisch bin ich im Hinblick darauf, was die multinationalen Großkonzerne tun. Jetzt wollen sie Genehmigungen für Feldfrüchte haben, die gegen immer giftigere Chemikalien resistent sind. Wenn neben deinem organischen Feld ein Feld mit genmanipulierten Pflanzen liegt und diese Pollen gerade deine Pflanzen kontaminiert haben, dann schuldest du uns Geld. Vielleicht schuldest du uns auch kein Geld, aber dein Feld ist nicht mehr organisch. Das ist schaurig, und ich denke, es steckt eine Menge Absicht dahinter; sie wollen mit Kontamination die Kontrolle über die Versorgung mit Nahrungsmitteln erreichen.

In Amerika hält man Nahrung für etwas Selbstverständliches. Die Vorstellung, dass jemand die Versorgung mit Nahrungsmitteln kontrollieren könnte oder es uns vielleicht nicht möglich sein wird, die Art von Nahrungsmitteln zu bekommen, die wir wollen, kommt uns nicht einmal in den Sinn – aber das könnte tatsächlich geschehen.“

Deborah Koons Garcia

In Amerika hält man Nahrung für etwas Selbstverständliches. Die Vorstellung, dass jemand die Versorgung mit Nahrungsmitteln kontrollieren könnte oder es uns vielleicht nicht möglich sein wird, die Art von Nahrungsmitteln zu bekommen, die wir wollen, kommt uns nicht einmal in den Sinn – aber das könnte tatsächlich geschehen. Wenn wir in einer Welt lebten, wo Tyrannen zurückgehalten werden könnten, wäre es eine wunderbare Zukunft, so aber ist es ein Kampf. Und es ist wirklich schwer, zu wissen, wie er ausgehen wird. Ich denke, das Bewusstsein für gesunde Nahrung, gesunden Boden, gesunde Pflanzen, gesunde Menschen und eine gesunde Gemeinschaft wächst – das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, etwas zurückzugeben. Aber ich denke auch, dass die Kräfte auf der anderen Seite noch einiges vorhaben. Sie haben sich der Fähigkeit bemächtigt, zu entscheiden, was erlaubt ist, und missbrauchen diese. Profitstreben als Motiv dafür, den Markt unter die eigene Kontrolle zu bringen, ist absolut destruktiv. Es ist eine gewaltige Macht.

DH Also mehr Arbeit für Sie?

DKG Mehr Arbeit für mich, ja, und mehr Arbeit für alle: mehr Arbeit für Verständnis – dafür, dass die Leute anfangen, hierüber nachzudenken, statt es für selbstverständlich zu halten. Wir können es nicht für selbstverständlich halten.