Wann wird das wahre Millennium anbrechen?

Am 31.12.1999 feierte die Welt den Beginn „des neuen Millenniums“. Es machte niemandem etwas aus, dass wir ein Jahr zu früh dran waren; 1999 ging zu Ende, 2000 brach an, das war die Hauptsache. So feierten wir das neue Millennium, während wir uns immer noch im 20. Jahrhundert befanden.  

Doch unsere offenbare Leichtigkeit, mit der wir so einfach eine Jahrhundert- und Jahrtausendwende festsetzten, wirft eine interessante Frage auf: Wo wurde sonst noch geschwindelt?

Schließlich ist relativ allgemein bekannt – trotz eines Schildes, das vor einer englischen Kirche aufgestellt war und verkündete: „Dies ist Christi 2000. Geburtstag“ –, dass Christus nicht mitten im Winter geboren wurde und dass sein 2000. „Geburtstag“ wahrscheinlich irgendwann um 1996 kam und ging.

Trotzdem waren einige religiöse Gruppen und Einzelpersonen überzeugt, dass Jesus Christus sein versprochenes zweites Kommen mit dieser völlig künstlichen, von Menschen geschaffenen Gelegenheit zusammenfallen lassen würde.

Dies wirft einen weiteren interessanten Aspekt auf, da die sich zum Christentum bekennende Welt geteilter Meinung darüber ist, ob Christus überhaupt beabsichtigt, auf diese Erde zurückzukommen. Beispielsweise glaubt die größte Konfession, die römisch-katholische Kirche, dass Gottes Reich durch die Gründung eben jener Kirche errichtet wurde.

Die Bibel sagte jedoch sehr deutlich, dass den ersten Christen durch direkte Offenbarung mitgeteilt wurde, dass Christus zurückkommen würde, um das Reich seines Vaters zu errichten. Als Christus zum Himmel auffuhr, wurde den Aposteln gesagt: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostelgeschichte 1, 11).

EIN ANDERES MILLENNIUM 

Der ganze Wirbel um den Beginn eines neuen Millenniums hat in Wirklichkeit die Tatsache verschleiert, dass es eine weitere 1000-jährige Zeitspanne gibt, der Aufmerksamkeit gebührt. Es ist offensichtlich, dass Christi Jünger zu dem Glauben kamen, treue, wahre Christen würden zum Leben auferweckt und mit ihm für tausend Jahre regieren, wie das Buch Offenbarung deutlich darlegt: „... Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes Willen ... diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre. Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Offenbarung 20, 4-6).

Dieser biblische Glaube an eine eigentliche Wiederkehr Christi, um tausend Jahre mit seinen Heiligen zu regieren, war bis beinahe zwei Jahrhunderte nach seinem Tod und seiner Auferstehung nicht ernsthaft in Frage gestellt worden. Das Anchor Bible Dictionary [Bibellexikon] gibt unter „Millennium“ an, dass „Origen (ca. 185 – ca. 254) den ersten Versuch unternahm, eine 1000-jährige Auslegung von Offenbarung 20, 4-6 in Misskredit zu bringen und durch eine spirituelle Auslegung zu ersetzen, indem er die Textstelle stattdessen auf das spirituelle Wachstum der Seele übertrug, welches in diesem Leben beginnt und im nächsten fortdauert. Der donatistische Theologe Tyconius (ca. 400) lehrte, dass die tausend Jahre aus Offenbarung 20, 4-6 sich auf die gegenwärtige Zeit beziehen und auf diejenigen, die durch die Taufe wiedergeboren sind: die physische Auferstehung liegt in der Zukunft.“ Somit weitet sich nach seiner Meinung „die 1000-jährige Herrschaft Christi von seiner Passion bis zu seinem zweiten Kommen“ aus (was bis zum heutigen Zeitpunkt nach einfacher Rechnung ein ziemlich langes Millennium ergibt). Der Artikel fährt weiter fort: „Tyconius beeinflusste Augustinus, von seinem Standpunkt betreffend des 1000-jährigen Reiches abzugehen und eine Vergeistigung der 1000 Jahre zu vertreten. ... In seinen späteren Lehren von der Eschatologie [Theologie, die sich auf die „letzten Tage“ bezieht] spiritualisierte Augustinus das 1000-jährige Reich, von dem er lehrte, es beginne mit der Inkarnation Christi und es sei in der irdischen Kirche vollständig verwirklicht.“

WELCHES IST ES? 

Im Laufe der Zeit entwickelten sich diese widersprüchlichen Ansichten in drei Hauptstandpunkte.

Diejenigen, die sagen, dass die tausend Jahre, von denen die Offenbarung spricht, symbolisch sind und dass es ein buchstäbliches 1000-jähriges Reich niemals geben wird, sind als Amillennialisten bekannt.

Diejenigen, die glauben, dass die tausend Jahre jetzt hier sind – dass „die Kirchenära“ das 1000-jährige Reich ist —, sind als Postmillennialisten bekannt.

Die dritte Gruppe der Gläubigen sagt, dass das 1000-jährige Reich noch vor uns liegt und dass es buchstäbliche tausend Jahre des Friedens auf Erden mit Jesus Christus als König der Könige und Herr aller Herren darstellt. Sie sind die Premillennialisten.

Letztere Ansicht stimmt mit dem klaren Standpunkt der Apostel und der früh-neutestamentlichen Kirche in Jerusalem überein, welche direkt von Christus belehrt wurden. Die Apostelgeschichte, geschrieben als zeitgenössische Geschichte jener Epoche, dokumentiert eine Rede des Apostels Petrus, in der er eine Wahrheit offenbarte, die der Schlüssel zum Verständnis des 1000-jährigen Reiches ist.

Er sagte: „Ihn [Christus] muss der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“ (Apostelgeschichte 3, 21).

Es ist bezeichnend, dass Petrus die Wiederkehr Christi mit den prophetischen Beschreibungen einer neuen Welt verbindet. Diese Tatsache zeigt uns, dass wir mehr Beweise des früh-neutestamentlichen Glaubens in den Schriften der hebräischen Propheten finden werden.

Das Millenniumfieber von 1999 war eine moderne Mischung von Religiosität und weltlichen Vorstellungen, die es schon zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte gegeben hatte.

Leider wurde diese klare Erwartung der Rückkehr Christi sowie einer Wiederherstellung, wenn Gott auf direkte Weise Frieden, Glück und wahren Gottesdienst auf Erden wiederherstellen wird, im Laufe von zwei Jahrtausenden getrübt; und zwar sowohl durch die Gegner dieser Erwartung als auch durch diejenigen, die sie zu wörtlich auf Ereignisse ihrer eigenen Zeit bezogen. Das Millenniumfieber von 1999 war eine moderne Mischung von Religiosität und weltlichen Vorstellungen, die es schon zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte gegeben hatte.

Es gab beispielsweise gegen Ende des ersten Jahrtausends des christlichen Zeitalters große Befürchtungen, dass die Welt zu Ende ginge. Ereignisse wie das Erscheinen des Halley'schen Kometen im Jahr 989 beflügelten diese Ängste – Ängste, die durch eine Armada von Predigern noch weiter geschürt wurden, welche die Apokalypse, den Antichristen oder beides ankündigten. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Ein Wiederaufleben der Erwartung eines premillennialen Jüngsten Tages ereignete sich zu mehreren anderen Zeiten, insbesondere wenn es weitverbreitete Hungersnöte oder Pandemien wie den Schwarzen Tod gab, der im 14. Jahrhundert ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffte.

Es ist diese permanente Überreaktion und Tendenz, Endzeitprophezeiungen, wenn immer sich eine scheinbar gute Gelegenheit bot, mit den unmittelbaren Ereignissen der gegenwärtigen Zeit gleichzusetzen (auch wenn dies höchst spekulativ war), die so häufig dazu führte, dass Ereignisse falsch interpretiert wurden. Die furchterregenden Prophezeiungen eigneten sich natürlich auch sehr gut dazu, Aufrufe zur Bekehrung „zu untermauern“. Leider hatte dies den [verständlichen, aber irreführenden] Nebeneffekt, dass im Laufe der Zeit die klare prophetische Botschaft der Offenbarung in Misskredit geriet und alternative Ansichten, die sich zunehmend entwickelten, dadurch an Glaubwürdigkeit gewannen.

Nach der Reformation des 16. Jahrhunderts gab es, begleitet von der weitverbreiteten Veröffentlichung der Bibel in verschiedenen Sprachen, ein Wiederaufleben des Glaubens an die Wiederkehr Christi sowie an die damit einhergehende Auferstehung und Etablierung eines 1000-jährigen Reiches Gottes.

Doch die religiösen Gewässer wurden im Laufe der Jahrhunderte durch Missbrauch und Missverständnis der apokalyptischen Hoffnungen (und Ängste) mehr und mehr getrübt. 

Doch die religiösen Gewässer wurden im Laufe der Jahrhunderte durch Missbrauch und Missverständnis der apokalyptischen Hoffnungen (und Ängste) mehr und mehr getrübt. Verschiedene voreilige Aussagen, unerfüllte Zeitangaben in Bezug auf die Rückkehr Jesu Christi und prophetische Ereignisse, sehr oft angeheizt durch Leute, die von sich behaupteten, außergewöhnliche Einsichten in biblische Prophezeiungen zu haben, verursachten in zahlreichen Religionsgemeinschaften, die an eine Rückkehr von Jesus Christus glaubten, Enttäuschungen und brachten sie und ihre Botschaft in der Öffentlichkeit in Misskredit.

Häufig wird übersehen, dass die biblischen Prophezeiungen in vielen Fällen vorhersagen, was kommen wird, aber nicht genau wann und genau wie.

SCHLECHTE UND GUTE NACHRICHTEN

Inzwischen verkündet der Beginn dieses neuen Millenniums der Menschheit den Anbruch eines neuen Zeitalters, in dem Menschen, und nicht Gott, die Herren des menschlichen Schicksals sind. Die Gentechnologie schwingt sich auf zu unüberschaubaren Höhen (oder Niederungen?) – der Mensch sieht sich plötzlich an den „Hebeln der Schöpfung“. Währenddessen wird die Welt weiter gebeutelt von zum Teil hausgemachten Naturkatastrophen, Klimaveränderungen und einem nicht enden wollenden Aufflackern von Kriegen und hasserfüllten Feindseligkeiten unter den modernen, aufgeklärten Menschen.

Doch der schlechten Nachricht aus der Welt des Menschen folgt die gute Nachricht aus der Welt Gottes: eine Zeit des wahren Friedens und Wohlstands wird Wirklichkeit werden, wenn das Ereignis, abgebildet in dem Denkmal vor dem UN-Gebäude in New York, eintreten wird. Die Menschen werden symbolisch und buchstäblich „ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“ (Jesaja 2, 4). Der Rest dieses Verses hat sich als ein unmögliches Ideal in einer von Krieg zerrissenen Welt erwiesen: „Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Was Christus im 1000-jährigen Reich Gottes schafft, wird als die Zeit „der Wiederherstellung [Fußnote: Neuordnung]“ (Apostelgeschichte 3, 21; Menge-Übersetzung), beschrieben. Dies wird das Ende von Krieg beinhalten und die Heilung der zahlreichen Leiden der Menschheit. Man kann wohl kaum behaupten, dass solch eine Wiederherstellung bisher eingetreten ist.

Der Apostel Petrus sagte den Spott voraus, mit dem man der Vorstellung einer Wiederkehr Christi begegnen würde. Er schreibt, dass „in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: ‚Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist‘“ (2. Petrus 3, 3-4).

Die Menschheit sucht weiterhin nach einer Zukunft, in der jegliche Erwägung und Anerkennung der Autorität Gottes sowie Bemühungen um diesen Weg, von dem er sagt, er führe zum Frieden, größtenteils im Lärm menschlichen Treibens und uneingeschränkten Bemühens um technologischen Fortschritt untergeht.

Doch diejenigen, die in der Lage sind, über bloßen materiellen Fortschritt hinaus zu schauen, sollten es der unzuverlässigen weltlichen Vision eines neuen, glorreichen Millenniums der Menschheit nicht gestatten, die Hoffnung auf das von Gott vorhergesagte 1000-jährige Zeitalter zu verdunkeln. Dies war die beständige Vision, die Gottes Kinder durch die Jahrhunderte begleitet und gestärkt hat, wie es sowohl im Alten als auch im Neuen Testament geschrieben steht.