So wie es immer war?

Führer und Könige der Barbaren ... konnten sich einen mächtigen König der Könige vorstellen, größer als sie selbst, der ein wahres Gesetz für alle Menschen erlassen konnte. ... Cäsar war für sie solch ein König der Könige gewesen. Weit über ihre Titel hinaus schätzten sie deshalb den Titel Cäsar. Die Geschichte Europas von dieser Zeit an ist zu einem großen Teil die Geschichte von Königen, die Cäsar und Imperator werden wollten.“

H.G. Wells, The Outline of History

Ein weiser Mann hat einst resümiert: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen“ (Prediger 1, 4). Die Erde bleibt – wir gehen. Trotz dieser vergänglichen Natur der Generationen im Vergleich zur Erde, die uns erhält, hat die menschliche Zivilisation bisher überlebt. So ist es von Anfang an bis heute gewesen. 

Können wir deshalb annehmen, wie wir es wohl automatisch tun, dass es immer so bleiben wird?

Die menschliche Zivilisation begann vor Tausenden von Jahren, als die Menschen begannen, sich unter gemeinsamer Herrschaft in bollwerkartigen Siedlungen zu organisieren. Diese Siedlungen wurden errichtet, um Sicherheit vor Angreifern menschlicher und tierischer Art zu bieten und um ausreichend Nahrung, Wasser und Unterkunft sicherzustellen.

Gemäß der Schöpfungsgeschichte im biblischen Buch Genesis (1. Mose) brauchten die Menschen jedoch ganz am Anfang weder Schutz vor anderen Menschen und Tieren, noch waren sie ohne ausreichende Versorgung mit den lebenswichtigen Dingen.

Die Schöpfungsgeschichte, wie wir sie kennen, ist eigentlich das Endresultat eines Prozesses, auf der Erde wieder Ordnung herzustellen, nachdem sie, wie 1. Mose 1, Vers 2 ausführt, in einen chaotischen Zustand geraten war. Der letzte Vers dieses Kapitels und das nächste Kapitel berichten darüber, dass, nachdem die Ordnung wiederhergestellt und ein passendes Umfeld geschaffen worden war, um Leben möglich zu machen, die ersten Menschen in Frieden mit ihrem Schöpfer, ihrer Umwelt und den Tieren zusammengelebt haben.

Diese Harmonie wurde erst gestört, als Adam und Eva, unsere Ureltern, unter Einfluss eines Wesen, das in dieser Geschichte als Schlange beschrieben wird, sich dafür entschieden, nunmehr selbst, unabhängig vom Schöpfer, festzulegen, was in ihrem Leben gut und böse sei. Offenbarung 12, Vers 9 identifiziert diese, die Menschen verführende Schlange als Satan, den Teufel.

Eine gravierende und sofortige Auswirkung dieser verhängnisvollen Entscheidung unserer Ureltern, Gut und Böse von nun an selbst zu bestimmen, war der Verlust eines sicheren Aufenthaltsortes für die Menschheit. Die Menschen mussten sich nunmehr abmühen, ihr Land fruchtbar zu machen, und dafür kämpfen, in der Umgebung, die sie einst ernährt hatte, Schutz zu finden. Später, nachdem Adams Sohn Kain seinen Bruder Abel ermordet hatte, wurde zum ersten Mal klar, dass Menschen sich nun auch vor Menschen schützen müssten. Kains Tat führte, wie Kapitel vier zeigt, zu seinem Ausschluss aus der Gemeinschaft. Um sich zu schützen und sein Überleben sicherzustellen, gründete er die erste Stadt — dies ist der früheste Versuch der Menschheit, eine gemeinsame Siedlung unter gemeinsamer Herrschaft zu errichten.

Autonomie zu erlangen war das grundlegende Motiv des überwiegenden Teils der vorsintflutlichen Gesellschaft und ist es bis heute geblieben.

Autonomie zu erlangen war das grundlegende Motiv des überwiegenden Teils der vorsintflutlichen Gesellschaft und ist es bis heute geblieben. Das Resultat war eine Zivilisation, aufgebaut auf dem Fundament von Überlebensangst und der Notwendigkeit zur Selbstverteidigung.

1. Mose 6 berichtet, dass die vorsintflutliche Welt so verderbt geworden war, dass sie von einer Sintflut zerstört wurde. Danach, knapp der Vernichtung entgangen, machte sie sich auf, die Zivilisation wieder aufzubauen. Leider wieder nicht vorwiegend in positiver Richtung. Noahs Urenkel Nimrod war es, der in der zweiten Generation nach der Flut ein Königreich mit Zentrum in Babel errichtete (1. Mose 10, 8-12). Das bekannte Symbol der Herrschaft Nimrods war der berühmte Turm zu Babel, ein Monument für menschlichen Eigenwillen und den Wunsch nach Unabhängigkeit und Herrschaft über die Erde (lesen Sie auch die Artikel „Die Stufen des Größenwahns“ und „Im Spiegel der Antike“). Ebenso wie die vorsintflutliche Gesellschaft nahm auch Nimrods Zivilisationsprojekt ein jähes Ende (1. Mose 11, 1-8), und der Turm blieb unvollendet. Was übrig blieb, hat seither trotzdem seinen Einfluss auf die menschliche Gesellschaft ausgeübt; die Geisteshaltung, der Adam, Kain und Nimrod beseelt hatte, hat unvermindert weitergewirkt. Es folgten viele weitere Königreiche, Weltreiche und Zivilisationen, jedes von ihnen weitgehend von derselben Geisteshaltung motiviert.

EIN KÖNIG UND SEIN TRAUM 

Unter diesen Weltzivilisationen waren vier Reiche, deren Einfluss weit über die Zeit und das Territorium, das sie beherrschten, hinaus reichte und bis in unsere heutige Welt hinein spürbar ist. Es sind dies das neo-babylonische Reich (ca. 625 — 539 v. Chr.), das medo-persische Reich (558 — 330 v. Chr.), das griechisch-mazedonische Reich (von 333 v. Chr.) und die römische Republik und das Römische Reich (241 v. Chr. — 476 n. Chr.). Es ist anzumerken, dass diese vier Reiche welthistorisch gesehen natürlich nicht die einzigen, jemals existierenden Weltreiche waren, im Sinne der biblischen Botschaft sind diese vier jedoch von der angegebenen Zeit an exemplarisch.

Die Geschichte dieser Reiche wurde in einem bemerkenswerten Traum, den der König von Babylon, Nebukadnezar, im zweiten Jahr seiner Herrschaft hatte, vorhergesehen. In diesem Traum, aufgeschrieben im zweiten Kapitel des biblischen Buches Daniel, sah er ein großes Standbild, eine Statue mit einem Kopf aus Gold, Brust und Armen aus Silber, mit Bauch und Hüfte aus Bronze, Beinen aus Eisen und Füßen und Zehen teils aus Eisen, mit Ton vermischt. Der biblische Bericht sagt, dass Nebukadnezar durch diesen Traum sehr beunruhigt worden war, aber sich nach dem Erwachen nicht mehr daran erinnern konnte. Seine Suche nach jemandem, der ihm den Traum und seine Bedeutung erklären konnte, führte zu einem jungen jüdischen, außerordentlich weisen Mann, Daniel. Auf Gottes Geheiß offenbarte Daniel dem Nebukadnezar den Traum und seine Bedeutung.

Das Haupt aus Gold, so sagte er, repräsentiert Babylon, das feinste aller Königreiche; und er, Nebukadnezar, sei ein „König der Könige“. Die anderen Teile der Statue seien symbolisch für nachfolgende Reiche (Daniel 2, 38-39). Spätere Beschreibungen im Buch Daniel im Vergleich mit der tatsächlichen Geschichte zeigen, dass die Brust und die Arme aus Silber das medo-persische Reich symbolisierten und der Bauch und die Hüfte aus Bronze das nachfolgende griechisch-mazedonische Reich. Das vierte, darauf folgende Königreich ist aus den geschichtlichen Fakten leicht als das Römische Reich zu identifizieren und wurde von den Beinen und Füßen des Standbildes symbolisiert. Die Beine aus Eisen symbolisierten die Stärke dieses Regimes. Die Füße und Zehen, aus einem Gemisch aus Eisen und Ton bestehend, offenbarten einen anderen Aspekt seines Charakters: seine Stärke würde durch innere Spaltungen gemindert werden.

Das Standbild, das Nebukadnezar im Traum gesehen hatte, war eine einzelne Statue mit einem Kopf. Obwohl hier vier individuelle Reiche dargestellt werden, bilden diese doch eine gewisse Einheit, werden sozusagen von einem gemeinsamen Sinn gesteuert. Vieles der Geschichte, das durch dieses große Standbild ausgedrückt wurde, ist nun Vergangenheit, aber ein Rest davon bleibt noch übrig, der für uns Zukunft ist.

In anderen Teilen der Schrift findet man Prophezeiungen, die einige Einzelheiten des Charakters, der Struktur und Entwicklung dieser Reiche zeigen. Man findet diese unter anderem in Kapitel 7 und 8 von Daniel. Die Beschreibung der verschiedenen Tiere im Buch Daniel erscheinen beim ersten Lesen etwas verwirrend. Daniel 8, 20-21 zeigt jedoch, dass diese Tiere Reiche symbolisieren — wenn man dann die Erklärungen über das Standbild und diese Tiere zusammennimmt, ist erkennbar, dass die verschiedenen Symbole (Standbild und Tiere) ein und dasselbe offenbaren, nämlich eine Beschreibung von Weltreichen von der Zeit Nebukadnezars an. Das vierte Tier in der Analogie von Daniel 7 wird beschrieben als eines, das die anderen zermalmen und zerbrechen und sich einverleiben würde. Die Geschichte identifiziert dieses Reich eindeutig als das Römische Reich. Obwohl politisch zerteilt und zum Ende seiner Zeit teils stark und teils brüchig, sollte es weiter seinen Einfluss ausüben, bis zu jener Zeit, wo Gott ein Reich aufrichtet, das niemals enden wird (Daniel 2, 40-44; 7, 9-14).

SIE KAMEN UND VERGINGEN – ODER NICHT? 

Während die ersten drei Reiche kamen und vergingen, ist die Geschichte Roms eine andere. Bei seinem Aufstieg und während des größten Teils seiner Herrschaft hat das Römische Reich, getreu dieser Prophezeiung, viele Nationen und Völker „zerbrochen“. Am Zenit seiner Macht erstreckte sich das Reich vom Atlantik bis zum kaspischen Meer und vom Kaukasus bis Nordafrika.

Während die ersten drei Reiche kamen und vergingen, ist die Geschichte Roms eine andere. 

Rom dominierte durch militärische und politische Unterwerfung, die oft mit unerbittlicher Härte durchgesetzt wurde. Andererseits praktizierte es eine Politik der pluralistischen Toleranz anderer Kulturen, was zugleich Bindeglied und Zündstoff für Spaltungen innerhalb des Reiches war. Die Größe und Komplexität des Reiches und die veränderte Rolle des Militärs und des Imperators nach dem Tode von Marcus Aurelius brachten eine Zersplitterung, von der es sich nicht mehr erholte. Das westliche Reich hatte sein Zentrum in Rom, wo der Senat residierte. Das östliche Reich wurde in Byzanz (Konstantinopel) errichtet und von Kaiser Diokletian um 286 n. Chr. formell anerkannt. Ab 293 hatte jede Hauptstadt ihren eigenen Kaiser, der von Gottes Gnaden regierte, eine Art „König der Könige“.

In seinem Kompendium Outline of History, Being a Plain History of Life and Mankind von 1921 schrieb H.G. Wells: „... obwohl dadurch die Zerschlagung der sozialen und politischen Struktur Roms abgeschlossen war — im Osten wurde sie verdrängt durch die ältere und stärkere hellenistische Tradition, im Westen wurde sie zerbrochen in Fragmente, die anfingen, ein neues und eigenständiges eigenes Leben anzunehmen —, gab es eine Sache, die nicht zugrunde ging, und das war die Tradition des römischen Weltreiches und die der Oberhoheit der Cäsaren“ (Betonung hinzugefügt).

Der Möglichkeit einer direkten Beurteilung entzogen, wuchs in der Menschheit das Phantasiebild von einer glanzvollen und glorreichen römischen Welthoheit.“

H. G. Wells, Outline of History, Being a Plain History of Life and Mankind

Wells bemerkte weiterhin, dass ungeachtet der Tatsache, dass das Römische Reich in Realität im fünften Jahrhundert zerstört wurde, die Legende darüber, was es gewesen war, sich frei und ungehindert verbreitete. „Der Möglichkeit einer direkten Beurteilung entzogen, wuchs in der Menschheit das Phantasiebild von einer glanzvollen und glorreichen römischen Welthoheit.“ Die „Cäsarisierung“ Europas, wie Wells es nannte, begann fast unmittelbar nach dem Fall Roms. Initiiert im östlichen oder byzantinischen Reich mit Justinian I., blühte sie bis 1918, dem Ende des Ersten Weltkrieges. Dieser Krieg bereitete der Herrschaft von zumindest vier „Cäsaren“ ein Ende: Dem deutschen Kaiser (vom lateinischen caesar), dem österreichischen Kaiser, dem russischen Zaren (das Wort stammt auch von caesar) und dem Zaren von Bulgarien. Erst mit dem Sieg über Hitler und die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg scheint dieser überlieferte Wunsch nach einem glanzvollen und glorreichen Weltreich unter der Oberhoheit eines Cäsars, eines Königs der Könige, gebändigt worden zu sein.

DAS REICH, DAS NICHT UNTERGEHT 

Das Römische Reich, sei es durch die Kraft der Legende oder die Tradition der Pax Romana, hat die Welt auf die eine oder andere Weise nahezu über zwei Millennien in gewisser Weise in Beschlag genommen. Diese Dauerhaftigkeit — der Wille, immer wieder neu aufleben zu lassen, was die Menschen im Römischen Reich zu sehen glaubten — wurde schon Daniel gezeigt. Details davon werden auch im siebten Kapitel von Daniel beschrieben.

Daniel sah die vier mächtigen Weltreiche aus Nebukadnezars Traum nun dargestellt als Tiere. Der Löwe bezieht sich auf das goldene Haupt des großes Standbildes, auf Babylon. Der Bär auf die Brust und Arme aus Silber, Medo-Persien, und der Leopard auf den Bauch und die Hüften aus Bronze auf das griechisch-mazedonische Reich. Die Beine aus Eisen und die Füße der Statue, das Römische Reich, werden dargestellt durch ein furchterregendes Tier, das ganz anders als die vorigen ist. Dieses Tier hat zehn Hörner.

Im Neuen Testament, in der Offenbarung des Johannes, sehen wir eine ähnliche Vision, die dem Apostel Johannes am Ende des ersten Jahrhunderts als Vorausschau auf die Ereignisse der Endzeit gegeben worden war. Sie bestätigt beides, den Traum Nebukadnezars und Daniels Vision von den „tierhaften“ Attributen der verschiedenen Weltreiche. In Offenbarung 13 und Daniel 7 wird jeweils ein Tier mit sieben Häuptern und zehn Hörner beschrieben — beide sahen also offenbar eine ähnliche Vision. In dieser kurzen Übersicht kann man nicht auf alle Einzelheiten eingehen, aber man kann aus diesen Symbolen ableiten, dass diese die fortlaufenden Bemühungen, das untergegangene römische Weltreich neu zu erwecken, repräsentieren.

Bis jetzt haben diese Bemühungen, die Legende Roms neu aufflammen zu lassen, eher schemenhafte und verkleinerte Versionen des originalen Reiches hervorgebracht. Hat die Legende und Tradition des römischen Weltreiches aber immer noch Leben in sich?

Die Frage erhebt sich insofern, da im geographischen Bereich des früheren römischen Weltreiches nun die an Territorium, Menschenmassen und Einfluss immer weiter zunehmende Europäische Union beheimatet ist. Als die größte Wirtschaftsmacht der Welt ist sie eine wachsende politische Einheit mit dem Potential, der momentan einzigen Weltmacht, den Vereinigten Staaten von Amerika, ebenbürtig zu werden. Obwohl immer noch in der Entwicklungsphase befindlich, haben einige der europäischen Nationen in den letzten 50 Jahren eine bemerkenswerte Einheit erreicht. Einige Beobachter fragen sich, ob das neue Europa wohl eines Tages die eurasische Landmasse des originalen Römischen Reiches einnehmen könnte. Nicht wenige in Europa, vor allem diejenigen, die an die Türen der EU klopfen, um eingelassen zu werden, hoffen, eines Tages die Vision Charles de Gaulles von einem Europa von Portugal bis zum Ural verwirklicht zu sehen. Dies ist eine Vision, die an die Reichweite des Römischen Reiches erinnert.

Im Zentrum der Debatten über das, was Europa werden sollte, stehen derzeit vielerorts Fragen, wie die EU eine tiefere und stärkere politische Union erreichen kann, ohne den föderalistischen Aufbau der einzelnen Mitgliedstaaten zu beseitigen und ohne die Nationalstaaten zu sehr zurückzudrängen. Es bestehen in vielen Mitgliedstaaten große Widerstände gegen eine weitgehende Zentralisierung und eine „Übermacht Brüssels“. Eigenständigkeit zu bewahren und eine funktionierende, engere Union zu schaffen sind sicher schwierige Ziele. Die derzeitigen 15 Mitgliedstaaten sind eine sehr differenzierte Gruppe, deren zum Teil stark ausgeprägte Unterschiede in kultureller und ethnischer Hinsicht die wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und militärischen Übereinstimmungen oft laut übertönen und einer engen politischen Union arg im Wege stehen. Die 12 Kandidaten für einen baldigen Eintritt, die meisten davon aus dem Osten, zusätzlich geprägt von Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft, fügen zu dieser Unterschiedlichkeit in den Mentalitäten noch einiges hinzu. Die gemeinsame Währung, der Euro, wird zwar das Gefühl der Zusammengehörigkeit der teilnehmenden Länder erhöhen, aber die Herausforderungen der EU sind damit noch nicht abgeschlossen.

STARK UND DOCH SCHWACH 

Diese Faktoren und die komplexen, für Außenstehende oft verwirrenden politischen Entscheidungprozesse in der EU spiegeln sich in der Prophezeiung Daniels über eine Weltmacht, die zum Teil stark und zum Teil schwach sein würde. Deren Füße und Zehen werden beschrieben als Eisen, mit Ton vermischt — brüchig. Vers 43 von Daniel, Kapitel 2 interpretiert diese Symbole insofern, dass sich die einzelnen Komponenten dieses Reiches „... zwar durch Heiraten [einen Bund] miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen und Ton nicht mengen läßt“.

Die Architekten früherer Jahrzehnte und die gegenwärtigen Förderer und Baumeister Europas haben und hatten wahrscheinlich keine Ambitionen, ein „glanzvolles und glorreiches römisches Weltreich“ zu errichten, wie Wells es beschrieben hat, sondern Ziele, die zweifellos ihren eigenen Nationen und ganz Europa Wohlergehen sichern sollen.

Es geht nicht darum, die Bemühungen eines über Jahrhunderte zersplitterten Europas nach Einheit und Frieden schlecht zu reden. Rein menschlich gesehen gibt es dafür keine Alternative. Was allerdings nicht übersehen werden darf, ist die geschichtliche Tatsache, dass Entwicklungen eine Richtung einschlagen können, die von den Initiatoren so nicht geplant oder vorhergesehen wurde.

Die biblische Offenbarung zeigt, dass auch die gegenwärtigen Bemühungen um Weltfrieden schlussendlich nicht das erwünschte Ergebnis bringen werden, sondern dass eine Zeit kommen wird, in der ohne das Eingreifen Gottes das Überleben der Menschheit nicht mehr gesichert ist (Matthäus 24, 21-22).

Alle bisherigen menschlichen Unterfangen, mit eigenen Mitteln, ohne Hinwendung zu Gott, Weltfrieden zu schaffen, sind gescheitert. Die in Daniel und Offenbarung geschilderte „tierische“ Natur der Weltreiche ist immer wieder zum Vorschein gekommen und hat diese Bemühungen torpediert. Schlussendlich wird auch das neu entstehende Weltreich in die Tradition, die Nebukadnezars Statue symbolisiert, eintreten.

Die menschliche Zivilisation wurde im Grunde seit Adam von dieser Geisteshaltung dominiert und behindert — eine wirklich umfassende, weltweite und dauerhafte Änderung ist erst zu erwarten, wenn Gott selbst eine vollständig neue Art Weltreich errichten wird, nämlich das Reich Gottes, das alle anderen Reiche ersetzen wird (Daniel 2, 44).

In Zeiten, wo mancherorts Träume von der Errichtung eines Gottesstaates durch Menschenhand Verwirrung und Chaos stiften, ist es wichtig, zu betonen, dass dieses Reich Gottes von ihm selbst „ohne Zutun von Menschenhänden“ (Daniel 2, 44-45) errichtet werden wird; also nicht durch Umsturz, Revolution menschlicher Art, sondern durch das direkte Eingreifen Gottes in das Weltgeschehen.

SEINE EIGENE LEGENDE 

Im Rückblick wird klar, dass das Standbild, das Nebukadnezar im Traum sah, auch gewissermaßen das Bild war, das er von sich selbst hatte: Ein König der Könige, der fähig war, etwas zu bauen, was niemand vor ihm zustande gebracht hatte — ein glanzvolles und glorreiches Weltreich, das in der Lage war, die ganze Menschheit zu regieren.

Das Standbild, das Nebukadnezar im Traum sah, war gewissermaßen auch das Bild, das er von sich selbst hatte.

Das Bild, das Nebukadnezar von einer großartigen menschlichen Zivilisation hatte, wie in diesem großen Standbild in seinem Traum ausgedrückt, ist sehr unterschiedlich zu dem, was der Prophet Daniel und der Apostel Johannes sahen. Sie sahen nämlich hinter die Kulissen, auf das Herz der menschlichen Zivilisation. Sie erkannten, dass, ganz gleich, ob es die babylonische, medo-persische, griechisch-mazedonische oder römische Variante war, der innerste Kern „tierisch“ war und so bleiben würde, bis der wahre König der Könige, Jesus Christus, seines Vaters Reich auf dieser Erde errichten würde.

Dieses Reich Gottes repräsentiert die Wiederherstellung dessen, was die Menschheit im Garten Eden verloren und seither versucht hat, mit eigenen Anstrengungen zu erreichen: eine in Wahrheit glanzvolle und glorreiche Weltregierung, mit einem perfekten Gesetz für die ganze Menschheit. Zu jener Zeit wird das schmerzvolle Auf und Ab, das die menschliche Zivilisation von Anfang an charakterisiert hat, ein Ende nehmen. Die Himmel und die Erde, die uns so permanent erscheinen, werden eine Neuschöpfung erfahren und eine Heimat für Rechtschaffenheit, Frieden und Gerechtigkeit für alle werden (2. Petrus 3, 3-13).

Wir irren uns, wenn wir denken, alles wird so bleiben, wie es immer war.