Quellen des Wissens

Im Kampf zwischen Atheisten und Gottgläubigen wird die jahrtausendealte Erkenntnis übersehen, dass geistliches Wissen und natürliches Wissen aus unterschiedlichen Quellen stammen. Dies ist jedoch von grundlegender Bedeutung, da heute manche  Naturwissenschaftler  geistliche Dinge mit Hilfe wissenschaftlicher Methodik  beurteilen wollen.  

Wie wir wissen, was wir wissen steht häufig im Mittelpunkt eines zuweilen erbittert geführten Kampfes gegen religiösen Glauben. Diverse berühmte Autoren haben in letzter Zeit in ihren Werken versucht, den Glauben an Gott als irrational zu erklären, einer ging sogar so weit, jeden, der sich nicht davon distanziert, als dumm zu bezeichnen. 

In diesem Kampf geht es um die Differenzierung von Wissen, das aufgrund wissenschaftlicher Methodik erlangt wird und jenem, das dem nicht entspricht. Atheisten meinen, dass der rationale Prozess, ein Problem zu identifizieren, Daten durch Beobachtung und Experiment zu sammeln, Hypothesen zu entwickeln und zu testen die Basis für die Erlangung nützlichen Wissens für die Menschheit darstellt. Sie behaupten sogar, dass dies der einzige Weg sei, solches Wissen zu erlangen. Immerhin seien wir ja physische Wesen, auf die fünf Sinne angewiesen, meinen sie, und was wir auf diese Weise erreichten, sei Wissen der Welt und des Universums, das wir bevölkern.

Auf vielen Gebieten ist diese Vorgehensweise zweifellos zielführend. Durch die wissenschaftliche Methodik haben wir zum Beispiel enormen medizinischen und technologischen Fortschritt erzielt. Das menschliche Wissen über das Universum hat sich erweitert. Aber ist es wirklich zutreffend, dass alles Wissen ausschließlich durch die fünf Sinne erlangt werden kann?

Es ist insofern auch interessant, festzuhalten, dass die Attacken gegen religiösen Glauben nicht neu sind - ebenso nicht die philosophische Einsicht im 19. Jahrhundert: „Gott ist tot“. Schon vor rund 3000 Jahren schrieb der Psalmist David: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott«“ (Psalm 14 und 53). Gottesleugner gab es also schon damals und sicher schon lange vorher. David und andere Weisheitslehrer des Altertums wussten allerdings, dass nicht alles Wissen physischen Quellen entstammt, durch die fünf Sinne erlangt wird. Haben diese Menschen auch uns heute etwas zu sagen? Könnte es sein, dass manches Wissen nur über nichtmaterielle Quellen erreichbar ist? Ist es das, was diese Weisen uns nahebringen wollten?

Eine andere biblische Gestalt, Paulus von Tarsus, der die Mehrheit der neutestamentlichen Schriften verfasst hat, war ein Mann von beträchtlicher Gelehrsamkeit. Er war vertraut mit griechischer Philosophie (Tarsus war eine hellenistische Stadt, berühmt für seine Bildungseinrichtungen). Er war auch ein Experte in jüdischer Religion und Lebensweise, ausgebildet als Pharisäer im Jerusalem des ersten Jahrhunderts. Aufgrund dieses breit gefächerten Hintergrundes bietet Paulus eine interessante Perspektive in Bezug auf die gegenwärtigen Debatten über den Glauben an Gott und die Art und Weise, wie wir wissen, was wir wissen. In einem Brief an von ihm betreute Gläubige in der griechischen Stadt Korinth zeigte er auf, dass es nur durch den einzigartigen menschlichen Geist möglich sei,  menschliche Dinge zu verstehen (Erkenntnis zu erlangen) - in ähnlicher Weise könnten wir nur mittels des Geistes Gottes geistliche Dinge wirklich verstehen. Es sei zu beachten, dass menschliches Wissen und göttliches Wissen in unterschiedliche Kategorien fallen. Des Weiteren schrieb er: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich beurteilt werden“ (1. Korinther 2, 14). Der natürliche (normale) menschliche Sinn an sich ist nicht in der Lage, die (tiefen) Dinge Gottes zu verstehen. Wir können die Dinge Gottes, geistliche Dinge, nicht alleine durch die fünf Sinne erfassen. Aber mit Hilfe von Gottes Geist, verbunden mit unserem menschlichen Geist, ist es möglich, geistliche Dinge zu verstehen. 

Die wissenschaftliche Theorie an sich bietet kein moralisches Fundament für das persönliche Verhalten im Leben“

Albert Einstein an James Murphy in „Science and God: A German Dialogue“ (The Forum, Juni 1930)

Das bedeutet, dass die wissenschaftliche Methodik Wissen über die Dinge der natürlichen Welt hervorbringt, aber die Dinge Gottes zu verstehen ist ein Resultat von Offenbarung, nicht erforschbar durch den natürlichen menschlichen Sinn. Offenbarung ist eine Quelle für Wissen, das sich außerhalb der wissenschaftlichen Methodik befindet. Die Debatte über den Glauben an Gott wird so lange nicht aufhören, bis anerkannt wird, dass geistliches Wissen und natürliches menschliches Wissen in Art und Ursprung unterschiedlich sind.