Wer will schon ewig leben?

Nachdem die Rockgruppe Queen den ersten Schnitt von Highlander gesehen hatte – einem Film von 1986 über den Kampf mit Unsterblichen –, produzierte sie eine Single mit dem Titel „Who Wants to Live Forever“ (Wer will schon ewig leben). Mancher, dem das Leben Freude macht, möchte vielleicht darauf entgegnen: „Wer denn eigentlich nicht?“ 

Dass die uns zugemessene Zeit auf dieser Erde einigermaßen flüchtig ist, entgeht uns gewiss nicht, besonders wenn wir auf unserem Lebensweg schon weiter fortgeschritten sind. Auch die Tiere und Pflanzen, mit denen wir uns den Planeten teilen, altern unweigerlich. Obgleich ein Biologe schreibt, dass „Altern ein unnatürliches Phänomen ist, da die meisten Tiere verhungern oder gefressen werden und keine Chance haben, alt zu werden“, gehören Altern und Tod zur natürlichen Ordnung von Menschen und Tier. In den vergangenen Jahren haben jedoch revolutionäre Entwicklungen in der Altersforschung (Gerontologie) die Möglichkeit der Lebensverlängerung verkündet. Dies führt zu einigen Spekulationen darüber, wo eigentlich die Grenzen des menschlichen Lebens liegen mögen; es könnte nun theoretisch denkbar sein, zehn, zwanzig Jahre oder gar Jahrhunderte zu gewinnen. 

Da unser Wissen über die Biochemie des Alterns exponentiell zunimmt, ist es kein Wunder, dass Wissenschaftler in aller Welt vielversprechende Wege zur Verlängerung des menschlichen Lebens entdecken. Unterdessen arbeiten Biotechnologiefirmen daran, neue Produkte auf den Markt zu bringen – Wirkstoffe, Zellen, Gewebe und Verfahren –, von denen auch sie sich neben Gewinnen einen Beitrag zur Verlängerung des Lebens erhoffen. 

In jedem Bereich der Medizin hatten wir in sehr, sehr kurzer Zeit erstaunliche, beachtliche Fortschritte. […] Die Kehrseite ist, dass die Sterblichkeit in unserem Land weiterhin bei 100 % liegt.“

William Colby, National Hospice and Palliative Care Organization, Washington, D.C., „Science Versus the Biological Clock,“ 2007 Aspen Health Forum

Ist der Tod nun seinem Ende nahe? Manche Wissenschaftler der Hauptströmung sind entsetzt über die Propaganda von Unternehmen und Medien über eine solche Möglichkeit; andere wie Aubrey de Grey haben sich dagegen an die Spitze der Bemühungen gestellt, „die Krankheit Altern zu heilen“, wie er es ausdrückt. Der Vorsitzende der Methuselah Foundation und Biogerontologieforscher jagt dem Traum der Unsterblichkeit nicht nur nach – er erwartet buchstäblich, ihn einzufangen. 

Der angesehene Journalist Bryan Appleyard von der Sunday Times erkennt das Potenzial für eine Verlängerung des Lebens; in seinem Buch How to Live Forever or Die Trying lässt er einen großen Teil der aktuellen Arbeit Revue passieren und kommt zu einem erstaunlichen Schluss. „Die Entwicklungen in einigen wissenschaftlichen Disziplinen“, schreibt er, „lassen vermuten, dass wir bald in der Lage sein könnten, die Lebenserwartung […] auf weit über hundert und vielleicht über tausend Jahre zu verlängern.“

WECKRUF 

Die Menschheit leide im Hinblick auf das Alter an einer „globalen Trance“, findet de Grey, und er will uns aufwecken. Altern und die damit einhergehende Pathologie seien nicht unvermeidlich. De Grey hegt den Glauben, sobald wir unsere fatalistische Sicht der Lebensdauer hinter uns lassen, werde die Wissenschaft uns zeigen, wie wir unseren Körper so nachprogrammieren können, dass unsere Zellsysteme praktisch für immer in einem jugendlichen, sich selbst erneuernden Zustand bleiben. Er glaubt, dass bereits heute Menschen leben, die nie alt werden müssen. 

Die moderne Vorstellung vom Alter löst sich von der Kalenderzeit. Stattdessen scheint Altern eine allmähliche Häufung von Zellschäden zu sein, verursacht durch die Abfallprodukte der Biochemie des Lebens selbst. Wie andere Krankheiten werden Altern und Tod jetzt als ein Fortschreiten von Ereignissen gesehen, die eintreten, weil der Körper Stoffwechselschäden nicht laufend repariert; obgleich Zeit ein wichtiger Faktor ist, ist es also der Verlust der Reparaturfunktion, der Krankheit verursacht. Die Zeiger der Uhr für die Zellen zurückzudrehen und sie permanent auf einen jugendlichen, selbst reparierenden Modus einzustellen, ist das größere Ziel der Langlebigkeitsforschung. Hierzu müssen die Verbindungen zwischen spezifischen Genen und ihren Funktionen für den Erhalt der Zellen sowie andere Interaktionen zwischen Zellen, dem Körper und der Umwelt noch weiter identifiziert werden. 

Die Hohepriester unserer säkularen Epoche, die Molekularbiologen, haben begonnen, die Sterblichkeit in einer Weise anzugehen, die sich keine Gruppe, keine Generation und keine Gesellschaft zuvor erträumt hat.“ 

Stephen S. Hall, Merchants of Immortality (2003)

Unser wachsendes Wissen wird es uns Menschen mit der Zeit ermöglichen, schreibt de Grey, etwas zu erreichen, das er „Longevity escape velocity“ nennt (LEV, Langelebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit). Damit ist nicht gemeint, dass die Wissenschaft kurz davor stünde, den ultimativen Zaubertrank gegen das Altwerden zu finden. Vielmehr zeigt sich wieder ein neues medizinisches Zeitalter am Horizont – so wie Transfusionen und Transplantationen, Schrittmacher und Statine das Leben heute verlängern und Kanalisation, sauberes Wasser, saubere Lebensmittel und die Anwendung der Theorie, dass Krankheiten durch Keime verursacht werden, das Leben früher verlängert haben. Jetzt, sagt de Grey, sind wir an den Punkt gekommen, wo wir beginnen können, den Körper umzutrainieren, sodass er seine natürlichen Verjüngungsprozesse aufrechterhält. 

Natürlich werden wir nicht sofort LEV erreichen. Wir werden nicht plötzlich in der Lage sein, Methusalem zu übertrumpfen. Wenn wir so weit sind, dass 100 Jahre die normale Lebenserwartung sind, werden neue Innovationen sie auf 200 verlängern und so fort: Die Lebenserwartung überholt sich immer wieder selbst, bis kein Ende mehr in Sicht ist.

SPRUNG DES GLAUBENS 

S. Jay Olshansky ist Professor an der School of Public Health der University of Illinois in Chicago und Research Associate des Center on Aging der University of Chicago sowie der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Bruce A. Carnes ist Professor am Donald W. Reynolds Department of Geriatric Medicine des University of Oklahoma Health Science Center. In ihrem Buch The Quest for Immortality (2001) bringen beide ihre Bedenken gegen Genmanipulation zum Ausdruck: „Die Menschen haben die Technologie entwickelt, um die Kontrolle der Natur über unser genetisches Erbe zu usurpieren, doch diese Technologie könnte mehr schaden als nützen. Es kann z. B. möglich werden, Gene auszuschalten, die mit alterstypischen Schwächen, Behinderungen und Krankheiten verbunden sind. Wenn diese Gene auch an entscheidenden Entwicklungen am Lebensbeginn beteiligt sind, könnte ihre Ausschaltung katastrophale Folgen haben“ (s. „Auf der Suche nach dem Jungbrunnen“). Solche mahnenden Worte klingen nach, doch der Glaube, dass die Wissenschaft die ultimative Heilung bringen wird, greift immer mehr um sich. So drückt z. B. die Forscherin Cynthia Kenyon vom Hillblom Center for the Biology of Aging (University of California in San Francisco) diese optimistische Ansicht aus. Frau Kenyon untersucht Nematoden (im Boden lebende Fadenwürmer) und die Genetik des Alterns. Aus ihrer Arbeit schließt sie, mit dem „Wissen aufgrund der Beeinflussung oder Manipulation zentraler Mechanismen“ dieser Gene und ihrer Eiweißprodukte „könnte es gelingen, den Alterungsprozess zu verlangsamen – sodass Sie länger produktiv, hoffentlich kreativ, berufstätig, nicht von Sozialleistungen abhängig sind –, um Sie gegen eine Menge altersbedingter Krankheiten resistent zu machen“. Durch das Wachstum des Wissens, fährt sie fort, „haben wir vielleicht eine ganze Welt neuer Chancen für die Entwicklung von Wirkstoffen und eine neue Möglichkeit, in gewisser Weise mehr Kontrolle über unsere Lebenserwartung und die Dauer unserer Jugendlichkeit zu haben“ („Science Versus the Biological Clock,“ Aspen Health Forum 2007).

Unsere biologische Uhr tickt weiter. Mit ihren noch immer unbekannten Wechselwirkungen schaffen die Stoffwechselreaktionen des Lebensprozesses so etwas wie eine artspezifische Verfallsfrist. Ein mikroskopisch kleiner Wurm kann eine Frist von nur wenigen Tagen haben, ehe er tatsächlich alt wird und stirbt; für eine Schildkröte oder einen großen Fisch scheint das Ende des Lebenskalenders offen zu sein. Unsere Uhr tickt irgendwo zwischen beiden Extremen. 

Es wäre in der Tat kurzsichtig, die Möglichkeit bahnbrechender medizinischer Entwicklungen abzutun, doch wenn wir die Komplexität des Alterungsprozesses und der alterstypischen Krankheiten bedenken, müssen wir anerkennen, dass eine einzelne Vorgehensweise nur begrenzt zu der Hoffnung berechtigt, ein vielschichtiges Problem, das wir derzeit nicht vollkommen verstehen, in den Griff zu bekommen. Laut de Grey sind wir künftigen Generationen dennoch den Versuch schuldig: „Wenn wir schwanken, zögern und diese Therapien nicht tatsächlich entwickeln, dann geben wir eine ganze Altersgruppe auf, die jung genug und gesund genug gewesen wäre, um von diesen Therapien zu profitieren, […] und das halte ich für unmoralisch.“

GEWAGTE ANNAHMEN  

Queen fragten: „Who Wants to Live Forever?“ Aus einer anderen Perspektive, aber in einem ähnlichen Sinn schrieb der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer im 19. Jahrhundert: „Danach möchte die so oft beklagte Kürze des Lebens vielleicht gerade das Beste daran seyn“ (Die Welt als Wille und Vorstellung I, § 59). 

Unsere erste Reaktion hierauf wird wahrscheinlich mit einer Reihe von Faktoren variieren: unserem Alter, unserer sozialen und wirtschaftlichen Stellung, den Erfahrungen unseres Lebens, aber auch Zukunftserwartungen und Chancen. Doch trotz aller Behauptungen, dank der anhaltenden Durchbrüche stünden wir kurz davor, die Grenzen unserer menschlichen Schwäche zu überwinden, sollten wir sorgsam bedenken, was der Erfolg bedeuten würde. 

Die erste implizite Annahme ist, innovative medizinische Techniken würden allen zur Verfügung stehen. 

Der in England geborene Schriftsteller John Wyndham (1903-1969) schrieb ein Science-Fiction-Buch mit dem Titel Trouble With Lichen, in dem die Wissenschaftler Francis Saxover und Diana Brackley ein Heilmittel gegen das Altern entdecken. Es wird aus einer Flechte (engl. lichen) gewonnen, und unglücklicherweise ist die erforderliche Flechtenart nur in begrenzter Menge erhältlich. Darum fragt Saxover: „Wer werden die Glücklichen sein, die länger leben dürfen? Und warum?“ In der Tat – wenn die neuen Technologien auf den Markt kommen, werden dann alle die Möglichkeit haben, von ihnen zu profitieren? Der bisherigen Wirklichkeit nach zu urteilen, wahrscheinlich nicht. 

Als Beispiel nennen Olshansky und Carnes die Einführung von Dialysegeräten in den 1960er- und 1970er-Jahren. Damals setzten die hohen Kosten der Anschaffung solcher Geräte Grenzen, doch selbst Patienten, die Zugang zu ihnen hatten, konnten sich die Behandlung oft nicht leisten. Ähnliches stand in einem Leitartikel des New Scientist über das Problem der Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Krebstherapeutika. Zwar können neue Wirkstoffe für spezifische Mutationen auf den Markt kommen, die das Tumorwachstum bei einzelnen Patienten aufhalten, sodass diese nach der Diagnose potenziell noch viele Jahre leben können; doch diese Innovationen kosten Geld. Wenn wir schon Mühe haben, die Krebsmittel von heute zu bezahlen, wie können wir uns dann diese Vision leisten („What Price Good Health?“ 25, Oktober 2008)? 

In aller Welt betreiben die Gesundheitsbehörden de facto ein Rationierungssystem auf der Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse. Und es gibt weitere Ungleichbehandlungen. In Großbritannien gab es viel Lärm um die sogenannte Postleitzahlen-Lotterie: Wo man wohnt, ist oft ausschlaggebend für die Verfügbarkeit medizinischer Ressourcen. Noch größer ist diese Ungleichheit im weltweiten Vergleich. Eine Broschüre der UNICEF zeigt auf, dass jeden Tag über 3400 Kinder in Entwicklungsländern an Krankheiten wie Keuchhusten, Kinderlähmung, Diphtherie, Masern, Tetanus und Tuberkulose sterben, und kommentiert: „Die wahre Tragödie ist vielleicht, dass diese Todesfälle absolut vermeidbar sind.“ Aber wir haben kein System, das die Früchte der Forschung allen, denen sie helfen könnten, zugänglich macht – trotz aller Bemühungen von Regierungen, Wohltätigkeitsorganisationen und menschfreundlichen Personen. 

Die meisten Menschen, die Verfechter der Unsterblichkeit geworden sind, […] sind entsetzt über die Millionen an Menschenleben, die Kriege oder Naturkatastrophen fordern. Aus Menschlichkeit sind wir entschlossen, in der Gegenwart zu helfen und in Zukunft zu tun, was wir können, um zu verhindern, dass solche Dinge wieder geschehen.“

Bryan Appleyard, How to Live Forever or Die Trying (2007)

Bedauerlicherweise ist noch immer nicht dafür gesorgt, dass alle auf der Erde auch nur zu Grundnotwendigkeiten wie Trinkwasser, ausreichenden und nahrhaften Lebensmitteln sowie angemessenen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen Zugang haben. Können wir uns realistischerweise eine Welt vorstellen, in der Mittel für Langlebigkeit allen zugänglich wären?

MEHR VOM GLEICHEN 

Zusätzlich zu seinen eigenen Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit und der gerechten Verteilung von Ressourcen in einem Szenario erfolgreicher Lebensverlängerung hinterfragt Appleyard den langfristigen Motivationsfaktor Selbstliebe. „Selbstkultivierung ist heutzutage neben Beziehungen das vorrangige Anliegen. Doch sogar hier gibt es Probleme“, schreibt er. „Wie viel Selbstkultivierung halten wir aus? Die technischen Spielereien, die wir kaufen können, und die Tage, die wir im Fitnessclub oder Kosmetiksalon verbringen können, sind nicht unendlich.“

Ist die Welt, die wir uns erschaffen, so, dass wir weiter Befriedigung und Freude daran haben können, oder könnte sie zu einer hohlen Erfahrung werden? Ist mehr vom Gleichen das, was wir wirklich wollen? Könnte es sein, dass wir mit Tennysons „Tithonus“ klagen müssen:

Nach manchem Sommer stirbt der Schwan. Mich aber verzehret nur grausame Unsterblichkeit … 

Selbst wenn wir zu den wenigen zählten, die eine utopische Zukunft erwarten könnten – könnten wir uns in Gesellschaft der notwendigerweise vielen Menschen, die mit Sicherheit weniger Glück hätten, wohlfühlen? Und wer wollte unendlich lange leben, wenn das ein Weiterleben als Wirtschaftssklave bedeuten würde, oder unter einer repressiven, brutalen Diktatur oder in einem Land voller Krieg und Gewalt? Wie würden die „Verlierer“ auf die Privilegierten reagieren? Könnte es unter solchen Umständen eine friedliche Ewigkeit geben, die man genießen könnte?

Trotz des Guten, das Staatslenker und Gesetzgeber bewirken können, konnten die vielen verschiedenen Regierungssysteme und Philosophien, die im Lauf der Jahrhunderte ausprobiert wurden, keine Welt erschaffen, in der wir alle gern leben würden. Wie Appleyard schreibt, erhält man die beste Vorstellung davon, wie die Welt würde, wenn das Leben der Menschen erheblich verlängert würde, wenn man einfach die Welt anschaut, die wir Menschen mit unseren Eigenschaften bisher geschaffen haben. Zu der Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Muster verändert, meint er: „Es ist gewiss nicht klar – es ist unlogisch – zu behaupten, der Mensch könne fähig sein, die menschliche Natur zum Besseren zu ändern. Wahrscheinlicher ist, dass wir unsere Fehler und Vorurteile einfach in das neue Modell einbauen.“

ALLES GLAUBENSSACHE 

Im Jahr 1896 schrieb der Arzt und Kurzgeschichtenautor C. A. Stephens über „eine neu geborene Hoffnung“ in der Welt – eine Hoffnung, dass die besten Köpfe innerhalb von 25 Jahren die Geheimnisse der Zelle entschlüsselt und den Weg für die künstliche Erneuerung von Körpergewebe bereitet haben würden. In Long Life fragte er: „Hat die Evolution aufgehört? Im Gegenteil, der Autor glaubt daran, dass wir bislang erst das untere Ende der Evolution gesehen haben. Seine großartige Ergänzung muss noch offenbar werden in der Vervollkommnung des menschlichen Organismus und der Ausmerzung der Ursachen von Krankheit, Alterung und Tod; mit einem Wort, in der Erreichung der Unsterblichkeit. Unsterbliches Leben wird durch angewandtes Wissen gewonnen werden. Der Mensch selbst wird seine Seele retten.“

Mehr als ein Jahrhundert ist vergangen, doch der Lohn für Stephens’ Glauben steht noch immer aus. Es ist wahr, dass wir manchmal tief beeindruckt vor erstaunlichen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritten stehen. Zweifellos wird es neue Durchbrüche geben, neue Schlagzeilen, neue Hoffnungen. Hinzu kommen die großen Beiträge vieler Menschen – privat, in Unternehmen oder von staatlicher Seite –, um unsere Welt besser zu machen. 

Dennoch sieht es nicht danach aus, dass der Mensch wirklich seine Seele retten wird. Eine dunkle Seite im Wesen des Menschen verursacht schon seit Urzeiten Probleme mit negativen oder sogar tragischen Folgen. Unser Erfindungsgeist und Einfallsreichtum hat Grenzen, und das bedeutet, dass wir nicht alle Probleme der Welt allein lösen können. 

Wer möchte wirklich ewiges Leben in einer Welt, wie sie gegenwärtig ist? Vermutlich nur sehr wenige, die aufgrund ihrer Situation zu den Privilegierten gehören. Wie könnten wir uns einer Ewigkeit erfreuen, ohne dass die menschlichen Beziehungen geheilt sind – von Hass, Neid, Missgunst, Aggression? Langlebigkeit verändert nicht die Natur des Menschen! Die menschlichen Probleme würden durch Langlebigkeit nur unendlich hinausgezogen und insofern verschlimmert. 

Um für eine bessere Welt zu sorgen – eine Welt, die für die gesamte Menschheit heute oder gar ein verlängertes Leben oder eine Ewigkeit lang lebenswert ist –, brauchen wir, wie die Geschichte nahelegt, andere Informationsquellen als das, was uns selbst einfällt. 

Eine solche Quelle, die oft abgetan wird, berichtet von Jesus, der sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11, 25). Ist dies wirklich utopischer als die wissenschaftlichen Prophezeiungen über ein unendliches Leben?

Dies anzunehmen, erfordert Glauben, aber dies erfordert ebenso Stephens’ Zuversicht, der Mensch werde durch wissenschaftliche Fortschritte seine eigene Seele retten. Glaube gehört auch dazu, die Erklärung der Bibel anzunehmen, dass eine bessere Welt kommen wird als jene, die wir mit unseren eigenen Anstrengungen schaffen könnten. 

Wenn unsere Hoffnung nicht nur eine gewisse Lebensverlängerung ist, sondern Unsterblichkeit in einer friedlichen Welt, die auf ewig Leben nähren kann – wie auch immer wir sie erreichen wollen, in welches System oder Gebilde wir auch immer unser Vertrauen setzen –, dann brauchen wir Glauben. 

Wenn es uns um ein nicht nur längeres, sondern besseres Leben geht, ist die wahre Frage am Ende nicht „Wer will schon ewig leben?“, sondern „In wen setzen wir unser Vertrauen für die Ewigkeit?“