Eine neue Weltsicht

Wie Will Marré anmerkt, erfordern nachhaltige Beziehungen eine andere Perspektive als die konkurrenzorientierte Weltsicht, die er beschreibt – eine Weltsicht, die auf Eigennutz beruht. Diese fragt ständig: „Was habe ich davon?“ Auf der menschlichen Ebene können wir das nachempfinden, doch es ist trügerisch. Es untergräbt tatsächlich unsere Fähigkeit, zu erlangen, was wir erstreben: Glück, Sinn und Zufriedenheit.

Nachhaltige Beziehungen muss man auf dem Fundament des Gebens aufbauen, d. h., sich aktiv um den anderen Menschen kümmern. Diese Herangehensweise – Liebe – fragt: „Was kann ich tun, um dir zu helfen? Was kann ich tun, damit es dir gut geht?“ Diese Herangehensweise beinhaltet einen Aspekt der Selbstlosigkeit und des Dienens.

Marré reduziert die menschlichen Motivationen auf Angst und Liebe. Diese beiden stehen an den entgegengesetzten Enden des Spektrums von Nehmen und Geben. Mit zunehmender Reife nähern wir uns der Seite des Gebens. Wir erkennen, dass wir unseren Wunsch, zu nehmen, unterdrücken und Geben-Lernen müssen, wenn wir tiefe, bedeutende Verbindungen mit anderen haben und halten wollen. Wir müssen die Bedürfnisse anderer über unsere eigenen stellen und ihre Erfüllung fördern. Der Apostel Johannes schreibt: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus“ (1. Johannes 4, 18).

Andere höher zu achten als uns selbst, uns einer tieferen, gottgefälligeren Liebe zu nähern, gibt uns in Wirklichkeit mehr von dem, was wir eigentlich vom Leben haben sollen. Wir sind dafür geschaffen, uns auf andere zu beziehen. Allzu oft suchen wir Lösungen für unsere Leere und Frustrationen, indem wir versuchen, diese Dinge von anderen zu bekommen, doch der Weg zur Lösung ist der umgekehrte. Wir bekommen, was wir suchen, indem wir anderen diese Dinge geben.

Der Apostel Paulus beschreibt diesen Weg, den Jesus vorgelebt hat, in seinem Brief an die Philipper: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Philipper 2, 3-4).

Eine gottgefällige Lebensweise fördert die gesunden Verbindungen mit anderen, die wir brauchen. Es mag unserer Intuition widersprechen, doch indem wir andere aufbauen, bauen wir auf, wer wir sind.