Wie dachte Jesus?

Die meisten Menschen, ob Christen oder nicht, wissen etwas über Jesus und wenigstens einige Einzelheiten über sein Leben – ein Leben, das laut der biblischen Überlieferung in einem Tod für die Vergebung aller Sünden und eine Auferstehung zu ewigem Leben gipfelte. Aber viele wissen wenig über den Charakter und die einzigartigen Lehren Jesu.

Selbst in den vorwiegend christlichen Ländern des Westens werden die Prinzipien in seiner berühmtesten Predigt – der verstorbene amerikanische Schriftsteller William Safire nannte sie „die wichtigste Rede über christliches Gesetz und christliches Leben“ – oft als irrelevant für das 21. Jahrhundert gesehen. Diese Rede war natürlich die Bergpredigt. Sie enthält universale Wahrheiten, die von so unterschiedlichen Befürwortern wie Mahatma Gandhi, Harry Truman, Martin Luther King Jr. und Kurt Vonnegut anerkannt wurden.

Wenn man wissen will, wie Jesus dachte, ist das Matthäusevangelium die richtige Quelle. Nicht alles an seiner Lehre war einfach. Tatsächlich ist die gesamte Bergpredigt eine Herausforderung, die eigene Verantwortung zu erkennen. Die Lehre ist ein großer Gleichmacher. Jeder von uns steht im Rampenlicht. Und in dieser ausführlichen Botschaft finden sich Beispiele dafür, was einige als die „schwierigen“ Jesusworte bezeichnet haben.

Die meisten Menschen sind bereit, die Bergpredigt als Flagge zu nehmen, unter der sie segeln, aber wenige nutzen sie als Ruder, mit dem sie steuern.“

Oliver Wendell Holmes Sr. zugeschrieben

In einer Zeit, in der in Gaza und der Ukraine Kriege wüten, in der Zivilisten jeden Alters brutal abgeschlachtet werden, sind manche Prinzipien Jesu von brennender Relevanz. Eines von ihnen ist die Notwendigkeit, allen Menschen Erbarmen und Mitgefühl zu zeigen. Er sagte: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Matthäus 5, 7). Außerdem lehrte Jesus: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5, 9 Lutherbibel 2017). Das ist sehr schwierig und anspruchsvoll, denn die meisten von uns schlagen zurück, wenn sie angegriffen werden. Dies sprach Jesus in einem anderen Teil derselben Predigt an: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ›Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar“ (Matthäus 5, 38–39). Diese Reden Jesu gehören in der Tat zu den schwierigsten – am schwersten zu akzeptieren und in die Praxis umzusetzen.

Hat er das gesagt, weil er ein Liberaler oder Konservativer war? Ein Sektierer, ein Schriftgelehrter, ein Pharisäer oder ein Herodianer? War er radikal oder reaktionär? Oder hatte es mit Parteipolitik oder menschlichen Vorurteilen nichts zu tun? War er anders, weil er in seinem Denken gottgleich war – von außerhalb der Menschenwelt und der menschlichen Sicht der Dinge kam? Ich behaupte, dass er aus der Perspektive göttlicher Werte dachte und handelte. Seine Worte und Taten waren wertebasiert.

Er sagte auch, dass seine Lehre nicht von ihm selbst kam, sondern von seinem Vater (Johannes 14, 24). Da in ihm der Geist Gottes wirkte, handelte er nach dem Gesetz der göttlichen Liebe. Dadurch war er manchmal schwer zu berechnen. Was er sagte und tat, war oft überraschend, weil es außerhalb der menschlichen Norm war. Bei Matthäus heißt es am Ende der Bergpredigt, „dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten “ (Matthäus 7, 28–29).

Manche könnten einwenden, dass die Predigt löbliche, aber unmögliche Ziele setzt, dass niemand so hohen Standards gerecht werden kann. Menschlich gesprochen ist das zweifellos wahr. Aus eigener Kraft werden wir diesem Standard nicht gerecht. Aber Jesus hat auch den Weg nach vorn gezeigt. Er sagte: „Bei den Menschen ist’s unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Matthäus 19, 26).

Wenn Sie gern mehr über die Anleitungen und die Ermutigung lesen würden, die in dieser zentralen Botschaft zu finden sind, lesen Sie die Artikel „Eine Plattform der Wahrheit“ und „Von Angesicht zu Angesicht“. Beide sind Bestandteile der Vision-Artikelserie Das Evangelium für das 21. Jahrhundert.