Durch unsere eigene Hand

Die Menschheit hat die Verantwortung ignoriert, vernünftig mit ihrer Umwelt umzugehen. Nun warnen das Worldwatch Institute und andere vor einer Zukunft, die unheilvoll sein wird, wenn wir nichts daran ändern. Haben wir vielleicht eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die wir nicht mehr kontrollieren können? 

Ist es möglich, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Tahiti einen Tornado in Kansas auslöst? Vielleicht nicht, und doch ist es eine Frage, die von Wissenschaftlern, die turbulente, komplexe und chaotische Systeme (wie z. B. das Wetter) untersuchen, nur halb im Scherz gestellt wird. Die Frage nach dem inzwischen zum Begriff gewordenen „Schmetterlingseffekt“ ist eine Folge der Erkenntnis, dass auch scheinbar unbedeutende Abweichungen in den Einwirkungen auf die Systeme, die unsere Welt regeln – ob diese einfach oder komplex sind – außerordentlich radikale Abweichungen in den Auswirkungen hervorrufen können.

Dieses Phänomen ist als „Sensitivität der Anfangsbedingungen“ bekannt. Es kennzeichnet ein Verhalten, das in der Wissenschaft „chaotisch“ genannt wird. Die Chaostheorie ist mehr als ein akademisches Steckenpferd: Sie erklärt, wie vielfältige Faktoren auf das Verhalten turbulenter Systeme einwirken – etwa auf die Strömung eines Flusses, das Treiben von Rauch oder die Ausbreitung eines Brandes. Sie könnte auch erklären, warum wir mitten in einer selbstverursachten Krise stecken könnten, die sich unaufhaltsam ausweitet.

Wenn wir eine Kette von Ereignissen beobachten, wissen (oder erwarten) wir, dass es ein Anfangsereignis gegeben hat, das sie in Gang gesetzt hat. Wir können auch folgern, dass jede Ursache eine Wirkung hat. Was die Wissenschaftler durch ihre Erforschung chaotischer Systeme entdecken, ist, dass jede Anfangsursache, und sei sie scheinbar noch so unbedeutend, vielfältige Wirkungen haben kann, von denen viele nicht aufgrund des Anfangsereignisses voraussagbar sind. Dies geschieht, weil Wirkungen nicht einfach durch das Anfangsereignis vorherbestimmt sind, das zu ihnen geführt hat. Sie sind außerdem durch die Wechselwirkungen der Komponenten innerhalb eines Systems und der gemeinsamen Verbindungen zwischen verschiedenen Systemen bestimmt.

Das Funktionieren chaotischer Systeme ist schon ohne unser Zutun komplex genug. Wir erhöhen diese Komplexität, wenn wir durch unser Handeln ein System beeinflussen, das wir nicht durchschauen. Dies ist so, weil unsere Unkenntnis uns daran hindert, zu ermessen, welche Wirkung unser Tun auf ein System – oder auf andere, mit denen es in Wechselwirkung steht--haben wird. Und wenn wir handeln, obwohl wir wissen, dass es nicht in Harmonie mit einem System oder seinen Abläufen geschieht, bringen wir destruktive Kräfte in unsere Welt ein. Ein weiterer Grund dafür, dass wir die Komplexität unserer natürlichen Welt erhöhen, ist, dass wir Wirkungen, die wir aufgrund dessen beobachten, was das System uns mitteilt, falsch deuten.

SYSTEME IN DER KRISE 

In seinem 1976 erschienenen Buch The Poverty of Power befasste sich der bekannte Biologe und Umweltschützer Barry Commoner prinzipiell mit dem Phänomen der Sensitivität der Anfangsbedingungen im Zusammenhang mit drei grundlegenden Systeme, von denen unser Alltag abhängig ist: dem Ökosystem, dem Produktionssystem und dem Wirtschaftssystem. Commoner reagierte mit seinem Buch auf „eine Serie bedrohlicher, anscheinend nicht zu bewältigender Krisen“, die die USA seit etwa einem Jahrzehnt betroffen hatten: Umweltkatastrophen, Energieknappheit und wirtschaftlicher Niedergang. Seine vorausschauenden Worte sind auch ein Vierteljahrhundert später immer noch eindringlich.

Diese Krisen, schreibt er, „werden gewöhnlich als isoliertes Unglück gesehen, das jeweils für sich bewältigt werden muss. . . . Doch jeder Lösungsversuch für eine Krise scheint in Konflikt mit der Lösung für die anderen zu geraten.“ Für Commoner kommt es darauf an, die komplexen Wechselwirkungen zwischen den drei Grundsystemen zu verstehen.

Doch jeder Lösungsversuch für eine Krise scheint in Konflikt mit der Lösung für die anderen zu geraten.“ 

Barry Commoner, The Poverty of Power

Das Ökosystem besteht aus den „großen natürlichen, vernetzten, ökologischen Kreisläufen, die die Haut des Planeten bilden, und den Mineralien, die darunter liegen“, und liefert die Ressourcen, die alles Leben erhalten.

Das Produktionssystem ist ein vom Menschen geschaffenes Netz aus landwirtschaftlichen und industriellen Abläufen, die natürliche Ressourcen in Wohlstand umwandeln.

Das Wirtschaftssystem ist ebenfalls ein vom Menschen geschaffenes System. Es verteilt Wohlstand durch Handel, Kapitalbildung, Kredit, Rücklagen, Investitionen und Steuern.

Commoner erklärt: „Angesichts dieser Abhängigkeiten – der des Wirtschaftssystems vom Wohlstand, den das Produktionssystem generiert, und der des Produktionssystems von den Ressourcen, die das Ökosystem liefert--sollte das Wirtschaftssystem sich logischerweise den Erfordernissen des Produktionssystems anpassen und das Produktionssystem denen des Ökosystems . . . Tatsächlich sind die Beziehungen zwischen den drei Systemen jedoch umgekehrt. . . Wir haben es also nicht mit einer Serie einzelner Krisen zu tun, sondern mit einem einzigen, grundlegenden Defekt – einem Fehler, der tief in der Konstruktion der modernen Gesellschaft liegt“ (Hervorhebung von uns).

Diesen Defekt haben wir weitgehend mit eigener Hand geschaffen. Dabei fehlte und fehlt uns das Gespür für die Abhängigkeit der natürlichen Welt von unserer Einwirkung. Noch schlimmer: Wir sind apathisch angesichts des Durcheinanders, das unser Mangel an Sensibilität verursacht hat, und die meisten wollen es wohl auch bleiben. In manchen Fällen ist das, was wir dieser Erde abverlangen, und unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem Schaden, den wir anrichten, regelrecht kriminell. Vielleicht sind die Krisen, die in den sechziger und siebziger Jahren weitgehend auf die USA beschränkt waren, aus diesem Grund inzwischen global und bedrohlicher als je zuvor.

DÄMME UND IHRE FOLGEN 

Betrachten wir einige Beispiele aus jüngster Zeit:

Ein Damm, der in der Donau zwischen Rumänien und Serbien gebaut wurde, löste zusammen mit der verstärkten Einleitung von Schadstoffen eine Ereigniskette aus, die zu einer Versechsfachung der giftigen roten Fluten im Hunderte von Kilometern entfernten Schwarzen Meer führte. Nach dem Bau des Damms verklappte ein Schiff den Inhalt seines Ballasttanks in das Meer und brachte dadurch unabsichtlich eine Quallenart ein, die dort nicht heimisch war. Weil der Damm das Gleichgewicht des Lebens im Meer bereits verändert hatte, vermehrten sich die Quallen explosionsartig und lösten eine weitere Ereigniskette aus, die das Schwarze Meer zu einer sauerstoffarmen, stinkenden Brühe machte. Viele Schwarzmeerfische starben. Heute wird berichtet, daß die dortigen Fanggründe überfischt sind, an Zooplanktonmangel leiden und immer wieder sauerstoffarm und vergiftet sind. Den Berichten zufolge sind Seegrasbestände, die einst eine Quelle des Lebens waren, regelmäßig von Cholera befallen.

Es war nicht das Ziel der Ingenieure, das Schwarze Meer fast zu vernichten, als sie den Damm bauten – aber dennoch war es das Ergebnis.

Als der chinesische Fluss Yangtse nach heftigen sommerlichen Niederschlägen über die Ufer trat, kamen schätzungsweise 4000 Menschen ums Leben, und weitere 240 Millionen waren in unterschiedlichem Maß betroffen – die kostspieligste Katastrophe des Jahres 1998. Die jahrzehntelange Entwaldung des Stromtals hatte die natürliche Überschwemmungskontrolle des Flusses schwer geschädigt. Das World Resources Institute und das Worldwatch Institute (eine unabhängige, gemeinnützige Forschungsgruppe mit Sitz in Washington, D.C.) berichten, dass rund 85% der Bewaldung der Holzgewinnung und der Landwirtschaft zum Opfer gefallen waren. Auch der Bau von Dämmen und Deichen sowie die Zerstörung von Auen trugen zur Katastrophe bei.

ISOLIERTE BEISPIELE? 

Sind dies isolierte Einzelereignisse, oder sind es Beispiele für eine möglicherweise wachsende globale Krise? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir das Ausmaß unserer gegenwärtigen Probleme, unsere Rolle als Verursacher und ihre Auswirkungen auf die Mitbewohner dieser Erde betrachten. Worldwatch berichtet: „Während die menschliche Bevölkerung in diesem Jahrhundert stark gewachsen ist, sind die Populationen zahlreicher anderer Arten stark geschrumpft, viele sogar ausgestorben. Wir leben tatsächlich mitten im größten Sterben von Pflanzen- und Tierarten seit den Dinosauriern . . . mit Artenverlusten vom Hundert- bis Tausendfachen der natürlichen Menge“ (Lester R. Brown, Gary Gardner und Brian Halweil, Beyond Malthus: Sixteen Dimensions of the Population Problem, 1998, S.19). Viele Arten und Ökosysteme werden also vernichtet, ehe sie sich erholen können und ehe wir sie identifizieren oder ihren Beitrag zur Ökologie der Erde erkennen können.

Während die menschliche Bevölkerung in diesem Jahrhundert stark gewachsen ist, sind die Populationen zahlreicher anderer Arten stark geschrumpft, viele sogar ausgestorben.“ 

Worldwatch

Doch der Mensch ist nicht nur Zuschauer eines seltenen historischen Ereignisses; wir sind tatsächlich seine Ursache“, fährt der Bericht fort. „Die Hauptursachen des heutigen Artensterbens – die Veränderung der Lebensräume, das Einbringen exotischer Arten, Umweltverschmutzung, Überjagung und Überfischung – sind ausnahmslos Folgen menschlichen Handelns. Hinzu kommt eine weltweit zunehmende Invasion unserer Ökosysteme durch Pflanzen, Insekten und Mikroorganismen, ausgelöst durch den wachsenden Strom von reisenden Menschen . . . Das Wachstum der menschlichen Reise- und Handelstätigkeit erklärt viele unbeabsichtigte Invasionen exotischer Arten, doch ausländische Arten werden auch absichtlich in die Land- und Forstwirtschaft sowie in Wasserkultursysteme eingebracht“ (S. 20).

Weiter stellt Worldwatch fest: „Wir haben ein Wachstum des Seefischfangs auf beinahe das Fünffache erlebt“, und „Meeresbiologen glauben heute, dass wir an die Grenze der Kapazität der Meeresfischgründe gestoßen sein könnten und dass die Meere höhere Fangquoten als heute nicht verkraften können“ (S. 10-11).

Für Süßwassersysteme könnte es noch schlimmer aussehen. „Als biologischer Wert sind Süßwassersysteme überproportional reich und gleichzeitig überproportional gefährdet. 12% aller Tierarten, darunter 41% aller bekannten Fischarten, leben in Süßwasser, das 1% der Erdoberfläche bedeckt . . . Mindestens 20% aller Süßwasserarten sind in den letzten Jahren ausgestorben, bedroht oder gefährdet . . . Das Problem ist allein das schiere Ausmaß des gegenwärtigen menschlichen Angriffs auf Süßwasser-Ökosysteme“ (Janet N. Abramovitz, Imperiled Waters, Impoverished Future: The Decline of Freshwater Ecosystems, Worldwatch 1996, S. 7-8).

DER PREIS VER VERSTÄDTERUNG 

Im letzten Jahrhundert ist der menschliche Energieverbrauch doppelt so schnell gewachsen wie die Weltbevölkerung. Die Energieproduktion aus Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas ist wahrscheinlich die Ursache für destruktive Klimaveränderungen. Das Wachstum des Energieverbrauchs in den nächsten 50 Jahren wird mit Rücksicht auf die Nachfrage in den Schwellenländern auf 336% veranschlagt. Daher ist es folgerichtig, mehr extreme Wetterereignisse zu erwarten – Dürren, Überschwemmungen, Hurrikans, Tornados und Hitzewellen. Zu den möglichen Auswirkungen dieser Destabilisierung gehören ein weiteres Artensterben, die Zerstörung seit langem bestehender Ökosysteme, Unterbrechungen in der Nahrungsmittelproduktion und die Verbreitung ursprünglich geographisch begrenzter Krankheiten in neue Gebiete.

Die Landflucht nimmt zu. Im Jahr 1996 lebten 2,6 Milliarden Menschen in Städten. Aufgrund von Projektionen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 schätzt Worldwatch, daß diese Zahl bis 2050 auf 6,5 Milliarden steigen wird. „Während die Gesellschaften verstädtern, nimmt der Verbrauch von Grundressourcen wie Energie und Wasser zu“ (Beyond Malthus, S. 44).

Die vermehrte Nachfrage nach den Ressourcen der Erde ist nicht die einzige Belastung, die durch die zunehmende Verstädterung entsteht. Die Verbreitung und Entsorgung von Abfällen der Haushalte und Industrien trägt erheblich zu unserer gestörten Beziehung zu unserem Heimatplaneten bei. Eine andere Folge der Verstädterung sind Slumvorstädte, die mit Sicherheit wachsen werden, wenn die Landflucht weiter die Fähigkeit der Städte zur Grundversorgung überholt. Begleiterscheinungen dieser Vorstädte sind Verkehrschaos, Umweltverschmutzung, Krankheiten und Kriminalität.

Die Natur der Hungersnot hat sich verändert. Während sie einst geographisch definiert war – durch Landstriche mit schlechten Ernten –, ist Hungersnot heute wirtschaftlich definiert – durch niedrige Einkommen . . .“ 

Worldwatch

Weltweit nehmen die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und die Erträge des Ackerlandes ab – und dies zu einer Zeit, in der die Bevölkerung, vor allem der Schwellenländer, zunimmt. Diese Länder erleben einen wirtschaftlichen Aufschwung, doch gleichzeitig schwindet ihre Fähigkeit zur Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln. Beide Trends werden sich wahrscheinlich fortsetzen. Warum ist das ein Problem? Menschen, deren Wohlstand sich mehrt, konsumieren einen größeren Anteil der verfügbaren Nahrungsmittel. Die unweigerliche Folge ist Hungersnot--aber keine traditionelle Hungersnot, die nur durch Knappheit entsteht. Worldwatch kommentiert: „Die Natur der Hungersnot hat sich verändert. Während sie einst geographisch definiert war – durch Landstriche mit schlechten Ernten –, ist Hungersnot heute wirtschaftlich definiert – durch niedrige Einkommen in den Teilen der Gesellschaft, denen es an der Kaufkraft mangelt, um genug Nahrung zu kaufen. Hungersnot, die auf die Armen konzentriert ist, ist weniger auffällig als die traditionellere Version, aber nicht weniger real“ (Beyond Malthus, S. 6).

KRANKHEIT UND ELEND 

Im Jahr 1967 beschlossen der amerikanische Generalstabsarzt und andere WHO-Funktionäre, den Infektionskrankheiten ein Ende zu setzen. Doch noch heute gelten Infektionskrankheiten als weltweit führende Todesursache. Die Gründe sind komplex; sie reichen von mangelhaften Kenntnissen der Gesundheitsexperten über die Lebenszyklen von Mikroorganismen und die Mechanik der Infektion bis zur Ökologie der Krankheit. Forschungsberichte der Universität Harvard lassen darauf schließen, dass wir durch unsere Unwissenheit diese Krankheiten nicht nur nicht ausgemerzt haben, sondern vielleicht sogar ihr Fortbestehen gesichert haben.

Durch unsere Unwissenheit haben wir diese Krankheiten nicht nur nicht ausgemerzt, sondern vielleicht sogar ihr Fortbestehen gesichert.“

William H. Stewart

Als Faktoren, die Infektionskrankheiten beim Menschen begünstigen, nennt Worldwatch menschliche Eingriffe in natürliche Ökosysteme, weltweites Reisen, die Zunahme von Armut und Verstädterung, soziale Zerrüttung, vom Menschen verursachte Klimaveränderungen und den Missbrauch von Antibiotika. Gegenwärtig werden Infektionen erforscht, die eigentlich für Tiere typisch sind, jetzt aber beim Menschen vorkommen. Diese Form der Infektion, die als pathogene (krankheitserregende) Umweltverschmutzung bezeichnet wird, dürfte zunehmen, wenn weiterhin Tiere, die in freier Wildbahn aufgewachsen sind, aus ihrem normalen Lebensraum herausgeholt werden und mit Menschen in Kontakt kommen.

Hinzu kommt, dass die Weltbevölkerung sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdoppelt hat. „Dieses noch nie dagewesene Bevölkerungswachstum, kombiniert mit zunehmendem individuellem Konsum, treibt unsere Ansprüche an die Erde über ihre natürlichen Grenzen hinaus“ (Beyond Malthus, S. 5). Auch das Wachstum der Weltwirtschaft von 5 Billionen Dollar im Jahr 1950 auf 29 Billionen Dollar im Jahr 1997 überfordert das Ökosystem Erde. Trotz dieses beispiellosen Wirtschaftswachstums schätzt die Weltbank, dass 1,3 Milliarden Menschen versuchen müssen, mit einem Dollar pro Tag oder weniger zu überleben.

Schließlich gibt es die leidvoll bekannte Geißel des Krieges. Im letzten Jahrhundert waren die nationalen und internationalen Beziehungen in besonders hohem Maß Turbulenzen und Unsicherheiten ausgesetzt. So verzeichnete die Geschichte einige der verheerendsten Kriege, die es je gab. Das Erbe des Krieges ist gut dokumentiert: Vernichtung oder Verseuchung wichtiger natürlicher Ressourcen, Vertreibung, Hunger und Krankheit. Kriege und drohende Kriege mit all ihren Folgen gefährden noch immer das Leben auf der Erde.

HERZINFARKT ODER GEBURTSWEHEN? 

Wir schaden der Erde und denen, mit denen wir sie teilen. Und wir vernichten uns selbst. Wir sind eindeutig in Schwierigkeiten – und zwar in solchen, die wir selbst verursacht haben. Wir sollten überlegen, ob wir es sind, die das „Chaos“ in der Natur entfesseln, und, wenn ja, ob und wie wir es aufhalten können.

Ed Ayres von der Zeitschrift World Watch schreibt in einem Aufsatz mit dem Titel „Why Are We Not Astonished?“ (Warum sind wir nicht erstaunt?): „Wir befinden uns in einer selbstverursachten Megakrise, und . . . wir haben jetzt eine Chance, ihr zu entkommen, ehe sie uns vernichtet – doch diese Chance wird nicht lange bestehen. Die Tür ist dabei, zuzufallen“ (Mai-Juni 1999, S. 25). Die Megakrise, mit der wir es zu tun haben, schreibt Ayres, ist „etwas so völlig außerhalb unserer kollektiven Erfahrung, daß wir sie eigentlich nicht sehen, auch wenn die Indizien überwältigend sind . . . Umweltforscher haben mit einer für Forscher ungewöhnlichen Leidenschaft deutlich gemacht, dass wir in Schwierigkeiten sind – es schien fast, als wollten sie es in die Welt hinausschreien. Was sie beschreiben, kann man als vier globale >Megaphänomene< bezeichnen: zunehmende Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre, zunehmendes Artensterben, zunehmender Verbrauch der Ressourcen, zunehmende Bevölkerung. Und alle vier sind nach Jahrhunderten relativer Stabilität plötzlich eskaliert. Als Kurven dargestellt sehen sie aus wie Herzinfarkte.“

Wer von uns hat die Erfahrung, um dies zu lösen?

Vor knapp 2000 Jahren erklärte jemand anderer, dass die Menschheit, wenn sie nicht innehalte, sich selbst und alles Leben in den Untergang treiben werde – genau die Art von Gefahr, die sich jetzt, wie die Wissenschaftler sagen, am Horizont abzeichnet. Er sah auch voraus, welche Bedingungen die Zeit der Herrschaft des Menschen über die Erde beenden würden. Seine Beschreibung dieser Bedingungen entspricht den „Spitzen“ der Graphiken, die Wissenschaftler heute aufzeichnen--es sind dies Kurven nicht wie bei einem Herzinfarkt, sondern wie bei Geburtswehen. Dies liegt daran, daß sich die „Megaphänomene“, die heute alles Leben bedrohen, schon seit geraumer Zeit mehr und mehr intensivieren. Wie Geburtswehen haben sie mit der Zeit an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Und sie werden weiter zunehmen, wenn wir nicht alle unser Leben ändern. 

Der Mann mit dieser Vision war Jesus Christus. Seine Lehre über das Ende dieser Epoche menschlicher Herrschaft über die Erde und über seine Wiederkunft ist in den so genannten Evangelien enthalten. Lesen wir seine Worte über unsere Welt in Matthäus 24, Vers 4-8: „Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen“. Jesus sagte voraus, dass Menschen auftreten würden, die sich als der Messias ausgeben (griech. Christos, das bedeutet „Messias“ oder wörtlich „der Gesalbte“).

Jesus fuhr fort, es werde eine Zeit so großer Probleme kommen, wie es sie noch nie gegeben hat und nie wieder geben wird. Und wenn diese Zeit nicht verkürzt würde, so würde alles Leben aufhören (Matthäus 24, 21-22).

Die Bedingungen, die Jesus beschrieb, waren zwar schon immer ein Teil der menschlichen Erfahrung; doch was sie zu Vorboten des Endes einer Epoche macht, ist ihre weltweite Natur, ihre Häufigkeit und ihre Intensität. Und selbst über den heutigen Zustand unserer Welt sagt Jesus, wir seien erst im Anfangsstadium eines Prozesses, der die Herrschaft des Menschen über die Erde letztlich beenden wird – wir sind noch nicht am Ende angelangt.

DIE „MESSIASFRAGE“ 

Das Buch der Offenbarung, Kapitel 6 kann uns helfen, den Weg, den wir eingeschlagen haben, besser zu erkennen. Die dort beschriebenen Ereignisse entsprechen den Worten Jesu in Matthäus 24. Sie schildern den Zustand der Welt am Scheitelpunkt einer Zeit, wenn die Herrschaft des Menschen über die Welt ihr Ende finden wird.

Als Jesus sagte, es würden viele kommen und behaupten, „der Gesalbte“ zu sein, meinte er, dass viele den Anspruch erheben würden, sie hätten die gleiche Art Autorität, die er hat – und sie seien die Lösung für die Probleme der Menschheit. Obwohl es Leute gab, die behaupteten, sie seien der Messias (z. B. Haile Selassie und Sun Myung Moon), gaben nicht alle von ihnen vor, sie seien von Gott eingesetzt. Im Lauf der Jahrhunderte haben viele Führer die Weltbühne erobert und versprochen, menschliche und gesellschaftliche Probleme auf ihre Weise zu lösen. Jesus warnte davor, sich von ihnen in die Irre führen zu lassen. Heute wählen sich die Menschen selbst ihre Führer. Manche von ihnen werden zu populären „Messiassen“ hochstilisiert – und geben vor, die Probleme der Menschheit lösen zu können.

Doch gibt es wirklich Menschen, Parteien oder menschliche Systeme, die das vermögen?

In Offenbarung 6, Vers 1-8 steht die bekannte Beschreibung der vier sogenannten apokalyptischen Reiter – sie sagt falsche Messiasse, Kriege, Hungersnöte und Seuchen voraus. Diese Grundübel existieren seit der Zeit Christi im ersten Jahrhundert, doch der Apostel Johannes sah, dass sie in einer Zeit beispielloser, weltweiter Probleme, der „Endzeit“, ihren Höhepunkt erreichen würden.

Offenbarung 13 schildert ein Regierungssystem, das am Ende die Welt beherrschen wird. Die Führung dieses Reiches ist sicher, die Probleme der Menschheit lösen zu können. Es wird dann eine Zeit kommen, in der ein einzelner Machthaber an der Spitze eines Bündnisses von Ländern stehen wird, die freiwillig Teile ihrer Souveränität abgeben werden. Natürlich bedeutet dies nicht notwendigerweise, dass sein Aufstieg zur Macht sofort das Ende der nationalen Souveränität der von ihm regierten Länder nach sich ziehen muss. Wie sich eine Entwicklung in diese Richtung vollziehen kann, ist bereits erkennbar: Die Globalisierung schreitet unaufhaltsam voran und macht das Teilen von Souveränität und engere internationale Zusammenarbeit zur selbstverständlichen Notwendigkeit. In der größeren, auf lange Sicht ausgelegten Szenerie, die das biblische Buch der Offenbarung zeichnet, führen diese an sich positiven Entwicklungen jedoch schlussendlich wiederum zu beispiellosen Kriegen und weltweitem Elend.

Jesus sagte, es werde Kriege und Kriegsgeschrei geben, und bezeichnete die Natur dieser Konflikte ganz genau. Das Wort, das in Matthäus 24, Vers 7 mit „Volk“ übersetzt ist, lautet im griechischen Urtext ethnos. Als Jesus sagte: „Es wird sich ein Volk (ethnos) gegen das andere erheben“, beschrieb er ethnische Konflikte – sowohl innerhalb der Länder als auch zwischen verschiedenen Ländern.

Die ethnische Zugehörigkeit hat heute durch Entwicklungen in Richtung nationaler Selbstbestimmung seit dem Ende des Kalten Krieges an Bedeutung gewonnen. Mit der Voraussage über die Völker, die gegeneinander Krieg führen, erinnert Jesus uns daran, dass der Weltkrieg noch immer eine reale Bedrohung ist. Der zweite apokalyptische Reiter in Offenbarung 6, Vers 3-4, der für Krieg steht, bestätigt das. Dort heißt es, dass die Kriegführenden ein großes Schwert tragen. Dies kann nur bedeuten, dass auch weiterhin viele durch Krieg leiden und sterben werden.

Könnten der Defekt, den Commoner in der modernen Gesellschaft sieht, und die Mängel, die wir auf Grund dessen verursachen, ein Grund dieser Art gesellschaftlicher Zerrüttung sein?

Mit Krieg und zum Teil von ihm ausgelöst kommt Hunger. Doch die Art Hungersnot, die in Offenbarung 6, Vers 5-6 beschrieben wird, ist mehr die Hungersnot der Armut als die der Knappheit: „Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme . . . sagen: Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und Wein tu keinen Schaden!“

Ein Maß Getreide ist die Menge, von der ein Mann von mittlerem Appetit einen Tag lang leben kann. Ein Silbergroschen war ein Tageslohn. Was hier dargestellt wird, ist Hunger als Folge von Armut. Wie oben angemerkt, leben etwa 20% der Weltbevölkerung von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Diese Menschen können sich nicht mehr kaufen als die einfachsten Grundnahrungsmittel. Luxusgüter wie Öl und Wein sind für sie unerschwinglich, obwohl sie denen, die sie sich leisten können, in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Diese Kluft zwischen Arm und Reich wird fortbestehen, wenn wir nichts daran ändern.

Der vierte Reiter steht für den Tod (der griechische Text impliziert Tod durch Krankheit). Der Tod gehört zum Leben. Doch wie wir gesehen haben, ist unser Angriff auf das Leben außerhalb der natürlichen Lebenszyklen, und dies stellt der vierte Reiter dar. Offenbarung 6, Vers 8 sagt uns, dass ein Viertel der Menschheit durch Kriege, Hunger, Krankheiten und wilde Tiere sterben wird. Ob dies ein katastrophales Ereignis in der Zukunft sein wird oder schon begonnen hat und weitergehen wird – all diese Phänomene zeugen davon, was wir der Erde und uns selbst heute antun. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass uns die Zukunft in dieser Hinsicht schon eingeholt hat.

WER DEN WIND SÄT, WIRD DEN STURM ERNTEN 

Jesus sah unsere Zeit als eine unerbittliche Zeit, in der wir zulassen, dass Leben vernichtet wird, statt zu versuchen, es zu retten (Matthäus 24, 22). Wenn offenbar sein wird, dass kein menschlicher Führer der Zerstörung durch das entfesselte Chaos mehr Einhalt gebieten kann, greift Jesus ein, und die Menschheit wird für ihre Misshandlung der Erde gerichtet werden.

Die gleiche Zeit beschreibt Jesaja im Zusammenhang mit dem Urteil des Schöpfers über den Umgang der Menschheit mit der Erde, die er zu Adams Zeit dem Menschen anvertraut hatte: „Die Erde wird leer und beraubt sein; denn der HERR hat solches geredet. Das Land verdorrt und verwelkt, der Erdkreis verschmachtet und verwelkt, die Höchsten des Volks auf Erden verschmachten. Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund. Darum frißt der Fluch die Erde, und büßen müssen's, die darauf wohnen ...“ (Jesaja 24, 3-6). Die sich für Messiasse hielten und die, die an sie glaubten, werden zuerst verzweifelt Zuflucht vor dem Unheil suchen, das folgt, und dann den Tod (Offenbarung 6, 12-17).

Wir dachten, wir wüssten Bescheid, und wir lernen zu langsam, dass es nicht so ist. Bis heute bilden wir uns ein, wir seien nicht erschaffen worden, sondern durch Evolution entstanden. So kamen die meisten von uns nie auf den Gedanken, uns zu demütigen, und den Einen, dem die Erde gehört, einfach zu fragen, wie alles funktioniert. Wie sollen wir leben? Wie sollen wir das, was uns gegeben wurde, so bewahren, dass es Leben ermöglicht? Waren wir – sind wir uns selbst zu wichtig, und ist uns das, von dem wir abhängen, nicht wichtig genug?

Wie das Volk Israel bei Hosea (8, 7) haben wir den Wind gesät. Was wir ernten werden, wenn wir nicht jetzt unser Tun dramatisch ändern, ist ein Sturm – ein Sturm, der völlig jenseits unserer kollektiven Erfahrung ist, wie Experten sagen.

Tatsächlich weiß niemand von uns wirklich, ob ein flatternder Schmetterling in Tahiti einen Tornado in Kansas auslösen kann. Doch wir sehen allmählich ein, dass wir nicht alles voraussehen können, was man voraussehen muss, um die Katastrophe abzuwenden. Wir können uns nicht vor etwas retten, das wir nicht begreifen.

Und doch muss das scheinbar Unausweichliche nicht geschehen – wenn wir beschließen, uns zu ändern. Doch dazu müssen wir alle jemanden zu Hilfe rufen. Und wen, wenn nicht unseren Schöpfer?