Sind Väter notwendig?

Die Wichtigkeit von Müttern wird selten angezweifelt, aber mit der Zunahme an alleinerziehenden Müttern stellt sich die Frage, wie wichtig es für Kinder ist, dass sie auch einen Vater erleben, der im Leben des Kindes eine Rolle spielt.

Vor zwei Jahren geriet die Kolumnistin Maureen Dowd von der New York Times mit ihrem umstrittenen Buch Are Men Necessary? ins Kreuzfeuer von verschiedenen Seiten – Männern wie Frauen. Die Frage ist natürlich polemisch unterlegt. Aber es sind nicht wenige in bestimmten Kreisen, die der Meinung sind: Männer seien vor allem  zum Zweck der Fortpflanzung und gelegentlichem Lustgewinn von Bedeutung.

Das inzwischen offen männerfeindliche Bündnis hat sprachgewaltige Vertreterinnen, und sie verschwenden keine Schmeicheleien an das männliche Geschlecht. Gloria Steinem prägte den Spruch: „Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.“ Für einige sind Männer also wenig mehr als ein notwendiges Übel. Doch warum dieses bisweilen ziemlich aggressiv negative Männerbild? Gibt es absolut keine guten Beispiele, und würde bei aller Kritik nicht so manche Frau den oben genannten Spruch umkehren und sagen: „Eine Frau ohne Mann ist wie Fisch ohne Butter“? Sorry, das musste zum Ausgleich einfach sein! Nun, zurück zum Thema.

Gewiss haben Männer in der Geschichte der Beziehung zwischen Mann und Frau  nicht immer positiv zu ihrem kollektiven Ruf beigetragen. Andererseits haben auch die Frauen inzwischen schwer aufgeholt und verhalten sich  (den Männern gegenüber) heutzutage auch nicht immer eben bewundernswert. Doch kein vernünftiger Mensch würde daraus den Schluss ziehen, dass die Gesellschaft entweder ohne Männer oder ohne Frauen besser fahren würde.

Weil in unseren modernen Gesellschaften so viele eheliche Beziehungen scheitern (ein Problem, das nicht einem Geschlecht allein angelastet werden kann), sind immer mehr Eltern – gewöhnlich Frauen – Alleinerziehende. Wenn Väter aufgrund von Scheidung, Trennung oder Abwesenheit ihren Teil der Verantwortung aufgeben, ihre Kinder zu lieben, zu unterstützen, zu lehren, zu fördern und zu ernähren, müssen Mütter dies ausgleichen und versuchen dann oft verzweifelt, die Rolle des männlichen und des weiblichen Elternteils zu erfüllen. Ein schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen.

Fassen wir also Frau Dowds ursprüngliche Frage enger: Sind Väter notwendig?

DER ABWESENDE VATER

Menschen entwickeln oft erstaunliche Kräfte, wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert sind, speziell wenn es um ihre Nachkommen geht. Dennoch würden nur wenige die Ansicht vertreten, allein zu erziehen sei ideal – nicht einmal viele derjenigen, die aufgrund ihrer Situation gar keine andere Wahl haben. Forschungsergebnisse in eindrucksvollem Umfang legen nahe, dass Vater und Mutter unterschiedliche, aber gleichermaßen wichtige Beiträge zur gesunden Entwicklung eines Kindes leisten und dass keiner von beiden verzichtbar ist. Das scheint vielleicht manchem unserer Leser selbstverständlich, ist es aber für viele nicht, wie die tatsächlichen Gegebenheiten zeigen.

In einer Studie, die Forscher des Population Research Center an der University of Maryland im Februar 2006 veröffentlichten, wird ein starker Zusammenhang zwischen dem Wohlbefinden von Kindern und dem Zusammenleben mit ihren Vätern aufgezeigt. Die Autoren hatten zwar erwartet, dass es Kindern insgesamt besser ginge, wenn ihre Väter bei ihnen lebten, schienen aber überrascht, als sich herausstellte, dass ihr Wohlbefinden noch höher war, wenn der Vater bindungswillig genug war, um mit ihrer Mutter verheiratet zu sein bzw. zu bleiben. Die Studie kommt zu dem Schluss: „Die Feststellung, dass Kinder nicht verheirateter leiblicher Eltern ein höheres Maß an Verhaltensstörungen aufweisen als Kinder verheirateter leiblicher Eltern, war neu. Die biologische Beziehung zwischen Vater und Kind als Basis für väterliches Engagement und somit das Wohlbefinden des Kindes ist in der Literatur gut etabliert; die Feststellung jedoch, dass auch die rechtliche Beziehung zwischen den Eltern mit dem Wohlbefinden des Kindes zusammenhängt, ist eine relativ neue und bedeutende Entdeckung.“ Eine Beziehung kann natürlich nur mit beiderseitigem Einverständnis aufrechterhalten werden, aber solche Studien sollten besonders Eltern mit Kindern darin bestärken, dass es die Anstrengung wert ist, an einer Aufrechterhaltung der Beziehung zu arbeiten.

Die Wahrheit ist, wissenschaftlich fundiert und dem natürlichen Empfinden entsprechend, dass Kinder engagierte Väter ebenso brauchen wie ihre Mütter. Statistiken zeigen übereinstimmend, dass Kinder, die ohne ihre Väter aufwachsen, wesentlich anfälliger für verschiedene soziale Probleme sind. Kriminalität, Drogenmissbrauch, Abtreibung und Schulabbrüche stehen oft in direktem Zusammenhang mit der Abwesenheit des Vaters (und/oder zerrütteten Familienbeziehungen).

Den folgenden Statistiken liegen amerikanische Verhältnisse zugrunde, aber gerade die amerikanische Gesellschaft gilt ja allgemein als sehr kinderfreundlich – andererseits haben Scheidungsprobleme und die damit zusammenhängenden Probleme für Kinder in den USA schon eine lange Geschichte und zeigen insofern die Ergebnisse einer solchen Entwicklung. Zwar lässt sich aus Statistiken allein kein vollständiges Bild zusammensetzen, doch die folgenden Daten aus den USA zeigen doch eine auffällige Korrelation zwischen abwesenden Vätern und verschiedenen sozialen Problemen:

  • In einem Bericht für den US-Kongress von 1997 legte das Center for Mental Health Services (CMHS) nationale demografische Daten über Kinder vor, die vom CMHS finanzierte Leistungen in Anspruch nahmen. Das Ergebnis war: „Insgesamt sind Kinder alleinstehender Eltern wahrscheinlicher von Armut betroffen als Kinder, die mit beiden Eltern leben.“ Und weiter: „Von den von Armut betroffenen Kindern lebten 73% in Familien, die von der Mutter ernährt wurden, 22% lebten mit beiden Eltern und 5% bei ihren Vätern.“
  • In einer Studie des amerikanischen National Council on Family Relations von 2004 stellten die Forscher fest: „Die meisten Kinder leben bei ihren miteinander verheirateten leiblichen Eltern (56%)“, doch „der Anteil der Kinder, die bei ihren miteinander verheirateten leiblichen Eltern wohnen, geht stetig zurück.“ Es wurde festgestellt, dass dieser Rückgang das Kindeswohl in mehrfacher Weise negativ beeinflusst; u.a. „neigen Heranwachsende, die nicht bei ihren miteinander verheirateten leiblichen Eltern leben, mehr zu Verhaltens- und emotionellen Störungen“ und sind „signifikant weniger engagiert in der Schule“.
  • In einer Untersuchung der entwicklungsbedingten Ursachen von Vergewaltigungen (in Criminal Justice & Behavior, Bd. 14, 1987) für die American Association for Correctional and Forensic Psychology stellten Forscher fest, dass 80% der Vergewaltiger, deren Motiv verlagerter Zorn war, aus vaterlosen Familien kamen. Auch diejenigen mit anderen Motiven waren zu einem hohen Anteil vaterlos aufgewachsen.
  • In einer im Journal of Population Economics vom Februar 2007 veröffentlichten Studie heißt es: „Beweise für eine höhere Wahrscheinlichkeit schlechter schulischer Leistungen oder von ‚Verhaltensabweichungen‘ wie Rauchen, Sex, Drogenkonsum und Kriminalität bei Jugendlichen, die mit alleinstehenden Eltern aufwachsen, sind seit Langem bekannt. Doch es besteht keine allgemeine Einigkeit darüber, ob der Zeitpunkt des Zerbrechens der Ehe bei den Auswirkungen auf die Jugendlichen einen Unterschied bewirkt.“ Nach ihrer Forschungsarbeit kommen die Autoren zu dem Schluss, dass weitere fünf Jahre des Zusammenlebens mit dem leiblichen Vater die Wahrscheinlichkeit der genannten Verhaltensweisen bei Jugendlichen signifikant senkt, und generell: „Je länger der Vater im Haushalt bleibt, desto besser geht es dem Jugendlichen.

… VATER SEIN DAGEGEN SEHR

Väter spielen eindeutig eine wichtige Rolle dabei, dass Kinder ausgeglichene, positiv integrierte Menschen werden. Doch wie können sie dieser Rolle effektiv gerecht werden? In seinem Buch Fatherneed zeigt Kyle Pruett die Wirkungen auf, die väterliche Fürsorge auf die Entwicklung eines Kindes hat. Pruett berücksichtigt Dutzende potenzielle Faktoren wie gesellschaftliche Stellung, wirtschaftliche Verhältnisse, Qualität der Ehe, Geschwisterfolge und Geschlecht der Kinder und kommt zu dem Schluss, dass die Einstellung eines Vaters zu seinen Kindern und die Sensibilität, mit der er für sie sorgt, einen größeren positiven Einfluss auf die soziale und emotionale Entwicklung eines Kindes haben als alle Zeit, die er in der Beziehung mit dem Kind verbringt.

Doch nicht nur dem Kind kommt diese Interaktion zugute. Forscher wie Elizabeth Gould von der Princeton University entdecken Anzeichen dafür, dass Vaterschaft die neuronalen Verbindungen in der Hirnregion eines Mannes verstärken kann, die bestimmte Arten zielgerichteten Verhaltens steuern, u.a. Planung, Voraussicht, Urteilsvermögen und Folgenabschätzung. Die Bilanz: Je enger die Beziehung zwischen Vater und Kind ist, desto besser für beide – für die Gegenwart und die Zukunft.

Allerdings setzt diese Interaktion ein starkes Engagement voraus. Ein Vater muss sich nicht nur klar darüber sein, dass es wichtig ist, sich Zeit für seine Kinder zu nehmen; er muss auch erkennen, dass sein Beitrag entscheidend für ihr Wohl ist. Männer sehen den Wert von Bildung und Ausbildung für ihre berufliche Laufbahn leicht ein, doch selten betrifft dies auch die Wertschätzung der Verbesserung ihrer väterlichen Fähigkeiten. Selbst wenn heute mehr Männer solche Fähigkeiten anstreben – es gibt nur wenige Programme zur Weiterbildung von Vätern in ihrer Familienfunktion, und diejenigen, die es gibt, sind nicht sonderlich erfolgreich.

Dies ist eine überraschende Diskrepanz, wenn man bedenkt, welche Aufmerksamkeit der Vorbereitung von Männern für andere Aspekte ihres Lebens gewidmet wird. Es gibt Programme, die sie zu einem Hochschulstudium ermutigen sollen, Programme zur Berufsausbildung, Teamworkseminare und Managementseminare zur Verbesserung der Leistung im Unternehmen und eine Fülle weiterer Möglichkeiten für die persönliche Entwicklung; doch nur sehr wenige Programme unterrichten Väter über die Bedeutung ihrer Rolle als Elternteil und geben praktische Anleitungen.

Welches Problem liegt hier zugrunde? Warum haben Männer in so vielen Fällen ihre Verantwortung in Bezug auf ihre Kinder abgegeben oder verdrängt?  Evolutionstheoretiker werden Beispiele aus dem Tierreich heranziehen, um zu beweisen, dass der männliche Teil dafür nicht geeignet ist – aber sogar dort gibt es rührende Beispiele, wie sich männliche Tiere um ihre Nachkommen kümmern. Andere werden den natürlichen Drang des Mannes „nach außen“ anführen, die Notwendigkeit „die großen Aufgaben draußen zu meistern“, den Kampf um Arbeitsplatz und ums Überleben, der ihn nicht so geeignet macht für die Arbeit zu Hause, mit den Kindern.

Einige Feministinnen klassifizieren zwar männliche Individuen als von Natur aus kämpferisch, räuberisch, weibliche dagegen als die feinfühligen, armen Opfer, doch dürfte dies schwerlich ein allgemein zutreffendes Bild der Geschlechter sein. Männer wie Frauen sind normalerweise verantwortungsbewusste Menschen, wenn es darum geht, ihre Kinder zu lieben und zu fördern, und die meisten Männer haben auch den Wunsch, ihre Kinder richtig zu erziehen. Vielleicht liegt es bei vielen nicht daran, dass sie die Aufgabe nicht übernehmen wollen, sondern daran, dass sie nicht wissen, wie. Sie haben vielleicht noch nie in ihrem Leben gesehen und erlebt, wie man es richtig macht – nicht beim eigenen Vater oder Großvater und nicht in ihren Kreisen.  

Es ist eigentlich viel einfacher und leichter, als man uns in manchen Büchern weismachen will – viele Eltern fühlen sich auch von den vielen Ratschlägen abstrakter Art überfordert. Wenn man einfach akzeptiert, wie wichtig Vater und Mutter und ihr gesundes Rollenvorbild für die Entwicklung eines Kindes sind, ist der Rest nicht mehr so kompliziert. Oder haben vergangene Generationen ohne die Hilfe einer „Super-Nanny“ nur Versager oder unbrauchbare Menschen großgezogen?

Vieles hängt damit zusammen, dass man sich eine Verantwortung bewusst macht und den Entschluss fasst, dass man sich von nichts und niemandem davon abbringen lässt. 

In diesem Artikel konzentrieren wir uns vor allem auf die Frage, ob die Anwesenheit des Vaters für Kinder überhaupt wichtig ist oder nicht. Wie der Vater seine Aufgabe im Einzelnen erfüllen sollte, ist ein weiterführendes Thema.

Wir befassen uns hier mit der möglichst idealen Situation und wollen auf diese Weise auch alle ermutigen, die Wichtigkeit des Zusammenbleibens von Vater und Mutter im Bezug auf das Wohlergehen ihrer Kinder zu würdigen. Natürlich können wir die Realität nicht aus den Augen verlieren, dass bei einer Scheidungsrate in den meisten westlichen Ländern von nahezu 50% Wunsch und Wirklichkeit für viele Eltern und Kinder auseinanderklaffen.

Sollte man als Alleinerziehender aufgeben und den Dingen einfach seinen Lauf lassen und nichts tun? Es gibt viele Fälle, wo die Trennung von Vater und Mutter nicht mehr rückgängig zu machen ist, aber trotzdem können Väter und Mütter alles tun, um den Kontakt der Kinder zu ihren Vätern (oder Müttern) so weit wie möglich aufrechtzuerhalten und zu intensivieren – zum Wohle der Kinder.

Es ist an der Zeit, dass sich Männer wie Frauen besinnen und ihre natürliche und vernünftige Rolle als Eltern annehmen und ihren Kindern (auch in schwierigen Umständen) eine liebevolle, festigende und zielorientierte Erziehung zukommen lassen – und zwar miteinander und nicht gegeneinander, als Vater und Mutter. Fürwahr ein hohes und nicht einfaches Ziel, aber ein lohnendes!

DAS VORBILD ALLER VORBILDER

In Vision versuchen wir, den Dingen auf den Grund zu gehen und eine Sichtweise zu präsentieren, die vielfach verloren gegangen ist oder nur verzerrt, einseitig und leider auch oft falsch wiedergegeben wird. Wie dieser Artikel zeigt, tun wir dies nicht abseits neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Die Bibel hat zum Thema Väter und Vatersein viel zu sagen, und zwar entgegen der gängigen Meinung, das Vaterbild der Bibel sei der unbarmherzige Haustyrann, der immer und überall „auf den Tisch haut“ und den Herrscher spielt. Wir sind allerdings der Überzeugung, dass trotz all der Zeit, die vergangen ist, seit dieses Buch geschrieben wurde, der wohl verstandene und richtig umgesetzte Rat, den es bietet, noch immer vernünftig, ausgewogen und praktikabel ist.

Zusammen mit der Botschaft vom Reich Gottes, das auf Erden errichtet werden würde, brachte Jesus Christus auch eine Botschaft, die die damaligen religiösen Führer als Gotteslästerung betrachteten; er bezeichnete Gott als seinen Vater (Matthäus 7, 21). Er lehrte uns in diesem Zusammenhang auch, dass wir in einer neuen Form beten sollten: „Unser Vater im Himmel …“ (Matthäus 6, 9). Es scheint also interessant, sich mit Gottes Rolle als Vater auseinanderzusetzen und daraus abzuleiten, was von einem Vater erwartet wird. Eine eingehende Behandlung würde die Dimension dieses Artikels sprengen, aber lassen Sie uns einiges ansehen. 

Gott, der Vater, wird auch als Liebe definiert: „Und wir haben erkannt und geglaubt  die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh. 4, 16; Betonung hinzugefügt).

Aber was ist Liebe? Ein anderer Bibeltext gibt eine praktische Definition: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf“ (1. Korinther 13, 4-8).

Bitte beachten Sie, dass hier ein aktives Handeln beschrieben wird, nicht nur ein Gefühl. Ein Vater, der sich diese Anleitung zu eigen macht, entwickelt unweigerlich eine tiefe Verbindung zu seinen Kindern und hat das Bedürfnis, sie voranzubringen auf ihrem Weg, verantwortungsbewusste Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Er möchte dazu beitragen, dass sie eine Grundlage für ein erfolgreiches Leben erhalten. Jesus beschreibt seine Einstellung zu den Kindern Gottes auf diese Weise: „… Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.  Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10, 10-11). Leben in Form von Zeit und Einsatz.

Bedauerlicherweise nehmen viele Väter nicht genügend am Leben ihrer Kinder teil, um dies umzusetzen, zum Schaden sowohl für die Väter als auch die Kinder. Für diese Distanz kann es unterschiedliche Gründe geben, und die Gründe sind nicht immer unverständlich, aber auch die besten Erklärungen des „Warum“ machen die Sache nicht an sich richtig.

URSACHEN UND LÖSUNGEN

Manche Männer sind das Produkt von Eltern, die meinten, Kinder seien allein Aufgabe der Mütter. Andere sind einfach zu sehr auf ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Aufgaben fixiert, um daran zu denken, dass auch andere Zuwendung brauchen – sie erkennen vielleicht gar nicht, dass Kinder direkte persönliche Zuwendung brauchen. Nicht wenige meinen, es sei genug, alle Zeit und Energie für den Broterwerb einzusetzen; dadurch würden sie ja alles tun, „damit es der Familie gut geht“. Doch die Männer, die begreifen, dass sie für ihre Kinder auch insofern zuständig sind, dass sie die Zeit investieren, die es erfordert, ihnen nahe zu sein, werden in ihrem Leben dadurch sehr bereichert.

Pruett macht mehrere Vorschläge, wie Männer eine starke Verbindung zu ihren Kindern entwickeln können. „Was ich mit Vaterschaft meine, ist engagierte Vaterschaft“, schreibt er. „Dies ist ein männliches Verhalten, das über die Besamung hinaus aktiv das Wohl und die gesunde Entwicklung des Kindes und der Familie fördert.“ Mit dem Vorbehalt, „eine Liste von Verhaltensweisen kann unmöglich alle wichtigen Aspekte des Vaterseins umfassen“, nennt er dann einige der „Alltagsmerkmale“ eines engagierten Vaters:

  1. Er fühlt sich für sein Kind verantwortlich und handelt dementsprechend.
  2. Er bringt sich emotionell ein [zeigt seine Zuwendung].
  3. Er ist körperlich anwesend.
  4. Er sorgt für die materiellen Bedürfnisse des Kindes.
  5. Er beteiligt sich an Entscheidungen, die die Kindererziehung betreffen.

Engagierte Liebe erfordert mehr als Worte. Ein Vater muss am „täglichen Betrieb“ seiner Familie teilnehmen, sodass er die Bedürfnisse seiner Kinder klar erkennen kann. Es geht nicht nur darum, Zeit einzusetzen, um miteinander zu spielen, sondern sich wirklich mit den Kindern und ihren Bedürfnissen zu befassen. Es zeigt sich immer deutlicher, dass Väter nicht am Rand sitzen und die Kindererziehung den Müttern allein überlassen können.

Sind Väter notwendig? Den Statistiken zufolge ist die richtige Art Vater sehr gefragt. Vielleicht sind liebevolle, engagierte und bindungswillige Väter heute sogar wichtiger als je zuvor.

In seinem Buch The Hurried Child bezeichnet der Kinderpsychologe David Elkind die Familie als „Schule für zwischenmenschliche Beziehungen, in der Kinder lernen, in einer Gesellschaft zu leben“. Eine engagierte und fürsorgliche Mutter und ein positiver Vater, der sich aktiv einbringt, bilden zusammen das Rückgrat einer gesunden Familie und die Basis einer starken Gemeinschaft.