Meditation – auf der Suche nach dem inneren Frieden

Mit dem Wort „Meditation“ verbinden viele das Bild eines buddhistischen Mönchs, safrangelb gewandet und im Lotussitz ein Mantra singend. Bei dieser Assoziation könnte es fast verzeihlich sein, wenn jemand in Meditation nicht viel mehr erkennt als esoterische Nabelschau. Doch tatsächlich ist die Bedeutung von Meditation viel tiefer, und richtig verstanden, kann ihre Praxis für jeden von uns enorm wertvoll werden.

Nichts dagegen, dass George Harrison von den Beatles in den 1960er-Jahren einen indischen Guru aufsuchte, um Meditieren zu lernen. Und nichts dagegen, wenn man in einem tibetanischen Bergkloster lebt. Doch für die meisten von uns, die in der „realen Welt“ leben, scheint Meditation wenig praktischen Nutzen zu haben.

In den vergangenen Jahren hat das Interesse an der Praxis – manche würden „Kunst“ sagen – der Meditation jedoch rasant zugenommen; es gibt sogar etliche Wissenschaftler, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den ihr nachgesagten Nutzen zu überprüfen und ihre Wirkung auf neurologische Prozesse zu untersuchen.

Was ist Meditation? Hat es irgendeinen Wert, zu meditieren, und lohnt es sich für einen „ganz normalen“ Menschen?

Der gängigen Definition zufolge fokussiert Meditation während einer bestimmten Zeit den Geist, insbesondere zu spirituellen Zwecken. Darüber hinaus führen ihre Befürworter eine Reihe praktischer Nutzeffekte auf: Linderung von Stress und Angst, Stärkung des Immunsystems, Senkung von zu hohem Blutdruck. Der verstorbene Theologieprofessor Willard Johnson schrieb in seiner Geschichte der Meditation, Riding the Ox Home, der Heilungsprozess sei mehr als „eine bessere Abstimmung des Körpers als ,Maschine‘“. Viele Forscher glauben heute, dass an Heilung und Krankheitsvorbeugung auch die Psyche beteiligt ist; einige postulieren, dass die Fähigkeit, Emotionen durch Meditation zu steuern, Besserung für alles bewirken kann – von Essstörungen und Suchtkrankheiten bis zu Depressionen und chronischen Schmerzen. In einer Studie über Schmerzempfindlichkeit kam der Psychologe Fadel Zeidan von der Wake Forest University zu dem Ergebnis, dass Meditation das Schmerzempfinden zwar nicht abschaltet, aber Schmerzpatienten befähigt, ihre emotionale Reaktion auf Schmerzen zu steuern und dadurch Stressreaktionen zu reduzieren.

Techniken zur Steuerung von Gedanken und Emotionen werden auch von Sportlern und anderen angewendet, um erfolgreicher zu sein. Wirkliche Könner, gleich welcher Disziplin, sprechen häufig davon, „im Fluss“ oder „richtig drin“ zu sein – dass sie eine Klarheit empfinden und ganz im Hier und Jetzt sind. In der Praxis bedeutet dies die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und für Ablenkungen wenig empfänglich zu sein, aber auch negative Emotionen abzuwehren und den Wunsch zu überwinden, aufzugeben, wenn es hart wird. Dadurch erhält man Zugang zu seinem Potenzial, das, was man tut, effektiver zu tun. Von der Vorstellung der breiten Öffentlichkeit von Meditation dürfte das weit entfernt sein. Johnson führte dies auf ein gewisses kulturelles Vorurteil zurück, das unser Verständnis für Meditation einschränkt, und erklärt, sie könne tatsächlich eingesetzt werden, um vieles, was wir tun, besser zu tun.

Manchmal haben wir tatsächlich Momente inneren Friedens, selbstloser Liebe, tief empfundener Zuversicht; doch meist sind diese nur flüchtige Erfahrungen, die rasch anderen, weniger angenehmen weichen. Was wäre, wenn wir unseren Geist trainieren könnten, diese heilsamen Momente zu kultivieren?“

Matthieu Ricard, The Art of Meditation

Die praktische Anwendung von Techniken, die helfen, Denkprozesse zu steuern und für positive Ergebnisse zu programmieren, ist etwas, das fast jedem nützen kann. Der frühere Zellgenetiker und heutige buddhistische Mönch Matthieu Ricard erklärt: „Bei Meditation geht es nicht darum, still im Schatten eines Baumes zu sitzen und sich in einem Moment der Erholung von der täglichen Tretmühle zu entspannen; es geht um […] eine neue Art, sein Denken zu steuern […]“ (Happiness: A Guide to Developing Life’s Most Important Skill; Deutsch: Glück). Doch allzu oft sind wir in ausweglosen Grübeleien gefangen, zum Schaden unseres inneren Friedens und Wohlergehens.

DU BIST, WAS DU DENKST 

Haben wir je innegehalten und uns gefragt, warum wir so denken und reagieren, wie wir es tun? Warum wir manchmal meinen, wir könnten nicht zufrieden sein, bis wir etwas Bestimmtes in unseren Besitz gebracht haben, sei es ein Smartphone, Auto oder Haus, oder bis wir soundso viel Geld verdient haben, oder bis wir einen bestimmten Arbeitsplatz oder Posten erreicht haben oder mit jemand Bestimmtem zusammen sind? Oder warum die Ziellinie, wenn wir das erreicht haben, sich zu verschieben scheint, bis direkt hinter dem Horizont? Und warum wir bei einmal gemachten Fehlern hängen bleiben wie die Nadel eines Plattenspielers in einer Rille – immer wieder den gleichen Misston wiederholen, bis unsere Schuldgefühle uns so niederdrücken, dass wir nicht mehr in der Lage sind, uns zu bewegen, unsere Schwächen zu überwinden oder uns ihnen zu stellen? Warum wir ärgerlich reagieren, wenn jemand uns auf der Straße schneidet? Warum wir uns über potenzielle Probleme den Kopf zerbrechen, unsere Zukunft zu einer Reihe von Katastrophenszenarien zusammenfantasieren? Halten wir je inne, um darüber nachzudenken, was all das für unsere Gesundheit bedeuten könnte oder welche Folgen es für andere haben könnte?

Um ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie wir denken und reagieren, müssen wir mehr Wert darauf legen, Pausen von unserem oft gehetzten und stressigen Dasein einzulegen, und uns Zeit für die Betrachtung nehmen. Wie William Henry Davies in dem Gedicht Leisure schrieb: „What is this life if, full of care, we have no time to stand and stare“ (Was soll’n die Mühen dieser Welt, wenn uns die Zeit zum Staunen fehlt). Meditation ist einer der Vorgänge, die es uns ermöglichen, in uns selbst hineinzuschauen. Johnson erklärt, einer der größten Vorzüge der Meditation sei, dass man mehr Wissen über sich selbst gewinne. Er zitiert den Spruch des Sokrates: „Selbsterkenntnis gibt dem Menschen das meiste Gute, Selbsttäuschung aber das meiste Übel.“ Meditative Introspektion ist ein Mittel, um schädliche Denkmuster erst wahrzunehmen, dann zu erkennen, dass sie nicht unvermeidlich sind, und dann an ihrer Korrektur zu arbeiten. Das kostet natürlich Zeit und Aufwand. Ricard schreibt: „Wir akzeptieren bereitwillig, dass es Zeit und Beharrlichkeit kostet, bis man eine Kunst, einen Sport, eine Sprache oder irgendeine andere Disziplin beherrscht. Warum sollte es mit dem Einüben geistiger Fähigkeiten nicht ebenso sein?“ (The Art of Meditation). Wenn wir diese Fähigkeit entwickeln, werden wir in der Lage sein, in einer Situation einen Schritt zurückzutreten und persönliche Emotionen, Gefühle, Motivationen etc. bei uns selbst und anderen Beteiligten wahrzunehmen, ehe wir wichtige Entscheidungen treffen. Leider geschieht es aber allzu oft, dass wir einfach reagieren.

Doch können wir wirklich etwas daran ändern, wie wir denken, oder sind wir dazu bestimmt, für immer den Weg weiterzugehen, dem wir gerade jetzt folgen?

In den vergangenen Jahren haben Neurowissenschaftler den Begriff „Neuroplastizität“ entwickelt. Er besagt, dass das Gehirn durch neue neuronale Vernetzungen verändert werden kann. Ricard fragt: „Kann eine bewusste innere Bereicherung wie die langfristige Praxis von Meditation […] bedeutende und dauerhafte Veränderungen in den Prozessen des Gehirns bewirken?“ Ihm zufolge lautet die Antwort generell Ja. „Wenn Glück und emotionale Ausgeglichenheit Fähigkeiten sind, dürfen wir die Kraft der geistigen Wandlung nicht unterschätzen und müssen die Bedeutung der tief greifenden Methoden anerkennen, die uns befähigen, bessere Menschen zu werden.“ Ricard zufolge geht es bei Meditation nicht darum, den Geist zu leeren oder kurzfristig auszublenden, was uns gedanklich umtreibt. Tatsächlich ist eine Methode auf dem Vormarsch, die genau das Gegenteil propagiert: die Achtsamkeitsübung. Bei dieser Art der Meditation soll man auf seine Gedanken achten, um an seinem Denken, Fühlen und Handeln etwas zu ändern. Die Zeit und die Mühe, die wir investieren, um negativen Tendenzen entgegenzuwirken und Emotionen wie Zorn, Habgier und Eifersucht durch andere wie Geduld, Großzügigkeit und Güte zu ersetzen, lohnen sich für uns.

Uns selbst besser kennenzulernen, sollte deshalb alles andere sein als egomanische Selbstbespiegelung. In The Selfless Self konstatiert der Meditationsbefürworter Laurence Freeman, dass wir immer irgendetwas wollen und dass unser Denken selbst in Zeiten des Überflusses von Natur aus dazu neigt, sich auf das zu konzentrieren, was wir nicht haben. „Wenn wir unsere Aufmerksamkeit von unseren Bedürfnissen abwenden können, und sei es nur für kurze Zeit, dann werden wir die außerordentliche, verwandelnde Wirkung entdecken, die ein neu ausgerichtetes Bewusstsein auf uns hat – wie wir unseren Alltag leben, mit Emotionen und Ängsten jeder Art fertig werden.“ Die Entwicklung emotionaler Intelligenz mithilfe von Meditation kann uns helfen, unsere Aufmerksamkeit von uns selbst fortzulenken. Der Aufwand an Zeit und Mühe, um durch eine Neuausrichtung des Denkens unser Gehirn umzuformen, kommt nicht nur uns zugute; er dürfte uns auch dazu führen, auf die Bedürfnisse anderer Menschen besser zu achten.

DIE SUCHE NACH DER QUELLE 

Johnson vertritt die Auffassung, dass Meditation an sich keine Ziele hat, sondern ein Hilfsmittel ist, das eingesetzt werden kann, um vielfältige Ziele zu erreichen, etwa bessere Gesundheit oder größere Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Mitmenschen.

Für andere nimmt Meditation dagegen eine ätherischere Qualität an; ihnen zufolge geht sie über praktische Nutzeffekte hinaus. In vielen Texten wird die meditative Erfahrung als ein Weg beschrieben, der zu einem bestimmten, manchmal als Erleuchtung bezeichneten Bewusstseinszustand führt. 

Stephan Bodian ist Psychotherapeut und spiritueller Lehrer in der Tradition des Zen-Buddhismus. In einem Band über Meditation für die Dummies-Reihe berichtet er, dass Erleuchtung für viele die höchste Wahrheit, Liebe, Weisheit, Glückseligkeit und Freude bedeutet. Bodian verwendet die Metapher einer Quelle auf einem Berg, „der das Wasser des Seins entspringt“. Wenn wir meditieren, schreibt er, kommen wir dieser reinen Bergquelle näher. Wo ist sie zu finden? „Der Gipfel […] existiert in den Tiefen Ihres Wesens – einige Traditionen sagen ,im Herzenʻ.“ Dann erzählt er die jüdische Geschichte von einem Mann, der nach langem Wandern und Forschen den Schatz, den er suchte, in seinem eigenen Haus vergraben fand. Der Sinn der Geschichte, so Bodian, sei offensichtlich: „Obwohl wir auf der Suche nach innerem Frieden weit wandern mögen, […] sind der Friede und die Liebe und die Weisheit, die wir suchen, unveräußerlich immer schon da, verborgen in unseren eigenen Herzen.“

Aus rein menschlicher Perspektive kann es verlockend sein, in sein Inneres zu gehen, in der Hoffnung, dort die Quelle alles Guten zu finden, als wenn sie nur auf die Entdeckung wartet. Doch könnten wir davon profitieren, die Dinge aus einer weiteren Perspektive zu betrachten – uns so zu sehen, wie unser Schöpfer uns sieht. In der Bibel wird das, was im Innersten des Menschen ist, ganz anders beschrieben: „Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?“ (Jeremia 17, 9, alle Bibelzitate Einheitsübersetzung, wenn nicht anders angegeben). Außerdem wird dort gesagt: „Ich weiß, Herr, dass der Mensch seinen Weg nicht zu bestimmen vermag, dass keiner beim Gehen seinen Schritt lenken kann“ (Jeremia 10, 23). Die Bibel verspricht nicht, dass wir Seelenfrieden und Glück oder Wahrheit und Liebe finden können, indem wir die Antworten in uns selbst suchen, sondern indem wir nach außen schauen, zu Gott.

Die Geschichtsschreibung mehrerer Jahrtausende lässt eindeutige Schlüsse über die Siege und Niederlagen menschlichen Strebens zu. Jedem Hoch in der Kunst, der Musik, der Literatur, dem Ingenieurwesen, der Baukunst oder der Wissenschaft stehen Tiefs gegenüber – mit schlechter Regierung, Unterdrückung, Gewalt, fehlendem sozialen Zusammenhalt, hemmungsloser Verschwendung und Umweltzerstörung. Welche Philosophie, Religion, Gesellschaftsform, Wirtschaftspolitik oder Regierungsform der Mensch auch immer erdacht hat, das Ergebnis ist immer das gleiche: eine Mischung aus Gut und Böse. In diesem Kontext kann man Meditation als ein weiteres Menschenwerk sehen, das Potenzial hat, Gutes zu bewirken, aber letztlich nicht die Antworten auf all unsere Fragen liefert.

Unser Denken zu trainieren, damit wir selbstloser werden, auf Unrecht weniger schroff reagieren, ruhiger und achtsamer werden – das sind einige der positiven Ergebnisse, die Meditation bewirken kann. Aber welche Art Meditation? Einen Weg zu der Quelle von Liebe, Freude und Frieden in uns selbst zu suchen, geht einen Schritt zu weit. Ironischerweise ist in der Meditationsliteratur häufig die Rede davon, auf dem Weg zur Erleuchtung das Ego oder das Selbst abzulegen, doch dieselben Quellen erklären, Erleuchtung sei zu finden, indem man in sich selbst, im eigenen Herzen sucht. Das, was im Herzen der Menschen ist, hat die Welt geschaffen, in der wir leben. Unsere persönlichen Fehler und Schwächen, kombiniert mit der täglichen Portion schlimmer Nachrichten aus aller Welt, sollten uns lehren, dass wir nicht die Quelle, der Brunnen des Lebens sind, sondern vielmehr eine zerbrochene Zisterne, die eine Reparatur nötig hat.

DAS GÖTTLICHE SUCHEN 

Freeman schreibt: „Moderne Versuche, Meditation zu entspiritualisieren und sie auf eine Körper- oder Psychotechnik zu reduzieren, bringen die Menschen nicht über die ersten, elementaren Stufen hinaus.“ Meditation sei „ein Weg zum wahren Selbst“. Dies sieht er als gleichbedeutend mit dem Weg zu Gott – einem Gott, der im tiefsten Inneren unseres Wesens als Person ist. Nicht alle meditativen Traditionen haben diese Kernaussage, doch der Höhepunkt der meditativen Erfahrung wird häufig als Einswerden mit „dem Göttlichen“ beschrieben, sei es der Gottheit einer bestimmten religiösen Gruppierung oder einer vagen und wesenlosen spirituellen Größe oder Lebenskraft. Bodian schreibt über den Gipfel der meditativen Erfahrung: „Einige nennen sie Gott oder den Heiligen Geist, Das Eine (oder Die Einen), die das Universum erschufen und das Leben weiterhin von oben lenken. Andere bezeichnen es als den Grund des Seins, […] die Essenz des Seins oder das Selbst […] Christen nennen es Seele.“ Aus dieser Perspektive ist der Weg zum Göttlichen derselbe wie der Weg zur Quelle von Liebe, Freude, Frieden etc.; sie zu erreichen, wird als natürliche Folge des gleichen mystischen Prozesses gesehen: nämlich den Weg der meditativen Introspektion zu gehen, um das Göttliche in sich selbst zu suchen.

Aber führt dies zum Göttlichen, wen oder was auch immer man sich darunter vorstellt?

Den Weg zum wahren Gott zu offenbaren – nicht zu einem Gefühl oder Eindruck, nicht zu einer vagen Vorstellung, nicht zu einem Wesen, das unserer eigenen Fantasie entstammt, und gewiss nicht zu etwas, das in unserem eigenen Inneren existiert, sondern zu dem in sich selbst existierenden, sich selbst erhaltenden Schöpfer aller Dinge –, ist das Hauptanliegen der Bibel. Durch ihre Schriften offenbart Gott sich selbst, nach seinem eigenen Gutdünken und seinen eigenen Definitionen, klar und unmissverständlich. Gott ist Liebe, heißt es dort (1. Johannes 4, 16), und sein Handeln beweist das. Er hat es bewiesen, indem er seinen eigenen Sohn sterben ließ, damit die Menschheit mit ihm versöhnt werden konnte (Johannes 3, 16-17). Die Suche nach Gott führt uns nicht in unser eigenes Herz. Der verschlammte Brunnen im Innersten des Menschen ist vielmehr das, was uns von der reinen Quelle des Wesens Gottes trennt.

In der Bibel zeigt Gott den Weg zu wahrer Erleuchtung klar auf, und Meditation spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber diese Art Meditation führt nicht zu einer auf sich selbst gerichteten mystischen Spiritualität. Nach dem Tod Moses sprach Gott zu Josua und riet ihm: „Über dieses Gesetzbuch sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben“ (Josua 1, 8).

Auch der israelitische König David verstand dieses Prinzip; in Psalm 119 brachte er es mehrfach zum Ausdruck: „Ich will nachsinnen über deine Befehle und auf deine Pfade schauen. […] Lehre mich deine Gesetze! Lass mich den Weg begreifen, den deine Befehle mir zeigen, dann will ich nachsinnen über deine Wunder. […] Ich wurde klüger als all meine Lehrer; denn über deine Vorschriften sinne ich nach“ (Vers 15, 26-27, 99). Dieser „Mann nach [Gottes] Herzen“ (Apostelgeschichte 13, 22) nahm sich Zeit, um sich auf den Weg Gottes zu konzentrieren, und dadurch kam er ihm näher.

Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.“

Philipper 4, 8, Neue Genfer Übersetzung

Auch der Apostel Paulus schrieb darüber, wie man meditieren soll: „Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird“, d. h., nehmt euch Zeit dafür, euer Denken auf Dinge zu konzentrieren, die gottgefällig und richtig sind (Philipper 4, 8, Neue Genfer Übersetzung).

Dies ist die Art Meditation, die zum wahren „Wasser des Seins“ führt. Jesus sagte seinen Jüngern: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14, 6). Und er rief seinen Zuhörern zu: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen“ (Johannes 7, 37-38). Doch das ist nicht unser Ausgangszustand. In dieser Kloake wird niemals lebensspendendes Wasser zu finden sein. Notwendig ist ein Prozess geistlicher Wandlung, durch den wir uns auf Gottes Gebote und seinen Weg ausrichten; wenn wir uns darauf konzentrieren, hilft er uns, uns von innen heraus zu verändern (Römer 12, 2), und gibt uns ein neues Herz (Hesekiel 36, 26).

Die Lehre Jesu […] erkennt, dass man bei übermäßiger Fixierung auf materielle Bedürfnisse oder Status in einem Zustand der Angst und der Disharmonie mit anderen und mit Gott ist.“

Laurence Freeman, The Selfless Self

Wenn wir uns auf diesen Weg einlassen, wird uns klar, dass eine Beziehung zu Gott eine Umstellung der Lebensweise mit sich bringt, die – wenn sie praktiziert wird – Glück und Freude, Frieden und Geduld, ein wahrhaft lohnendes, erfüllendes Leben bewirkt. Über Gott sagte der Psalmist: „Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit“ (Psalm 16, 11). Und Paulus fügte seiner Anweisung zur Meditation hinzu: „Haltet euch bei allem, was ihr tut, an die Botschaft, die euch verkündet worden ist und die ihr angenommen habt; lebt so, wie ich es euch gesagt und vorgelebt habe. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein“ (Philipper 4, 9, Neue Genfer Übersetzung). Der Weg zu innerem Frieden beginnt mit der Einsicht, dass wir nicht bei uns selbst die Antworten suchen, sondern auf Gott vertrauen sollten (Sprüche 3, 5-8) – das ist der wahre Ausdruck der Selbstentsagung.

Meditation kann viele praktische Nutzeffekte haben und verheißt eine Vielzahl positiver Wirkungen. Ein Teil davon ist sicher damit verbunden, nach innen zu schauen, unsere Denkweise infrage zu stellen und neue, bessere innere Einstellungen zu entwickeln. Doch wenn wir die Quelle der Liebe, wahren Seelenfrieden und den Weg zu Gott finden möchten, müssen wir uns auf mehr einlassen als ein mystisches Selbstverbesserungsprogramm. Gott verkündet: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt“ (Offenbarung 21, 6). Dieses kristallklare, reine Wasser ist für alle frei zugänglich, aber um es zu erreichen, müssen wir erst unseren Durst eingestehen und dann darauf achten, ihn aus der richtigen Quelle zu stillen.